Nach Freispruch

Pfadfinderführer missbrauchte mehrere Burschen

Österreich
14.11.2017 13:30

Vor rund einem Monat stand ein ehemaliger Pfadfinderführer bereits wegen sexuellen Missbrauchs Unmündiger vor Gericht, wurde wegen Verjährung schlussendlich freigesprochen. Nun ergaben Ermittlungen der Polizei, dass sich der 53-Jährige über Jahre hinweg offenbar gezielt an minderjährige Burschen herangemacht und sexuelle Handlungen an ihnen vorgenommen hatte. Fünf mutmaßliche Opfer sind namentlich bekannt - doch strafrechtlich dürften auch hierbei sämtliche Vorwürfe verjährt sein ...

Der Fall war ins Rollen gekommen, nachdem einer der Betroffenen - ein mittlerweile 36 Jahre alter Familienvater - im Vorjahr Anzeige bei der Polizei erstattet und berichtet hatte, dass er ab seinem 13. Lebensjahr von dem Explorer-Führer missbraucht worden sei. So sei es ab Dezember 1994 regelmäßig zu Übergriffen gekommen. 40 bis 50 Mal sollen bis zur Volljährigkeit des Schülers bis zum Oralverkehr reichende Handlungen stattgefunden haben.

Wie berichtet, war der 53-Jährige deshalb vor rund vier Wochen vor Gericht gestanden, wurde wegen Verjährung jedoch freigesprochen. Die Vorwürfe waren - der Strafprozessordnung entsprechend - vom Gericht aus formalen Gründen gar nicht mehr auf ihre inhaltliche Richtigkeit zu prüfen und daher strafrechtlich nicht mehr zu ahnden.

Vier weitere minderjährige Opfer
Dessen ungeachtet steht jedoch mittlerweile fest, dass der Verdächtige im Lauf der Jahre zumindest vier weitere Minderjährige missbraucht haben dürfte. Bereits 1985 hatte er sich während eines Weihnachtsausflugs auf einem Matratzenlager an einen 15-Jährigen herangemacht. Vor Schreck erstarrte der Jugendliche und leistete keine Gegenwehr. In weiterer Folge kam es über mehrere Jahre hinweg immer wieder zu geschlechtlichen Handlungen.

Mitte der 1990er-Jahre wurde ein weiterer Schützling des Pfadfinderführers in dessen Wohnung eingeladen. Zwischen dem 14. und 16. Lebensjahr des Burschen sollen es bis zum Analverkehr reichende Übergriffe gegeben haben. Annäherungsversuche an einen anderen Burschen Ende der 1990er-Jahre führten dazu, dass dieser beim Explorer-Führer übernachtete und diesen abwehren musste, als er im Bett zu heftig bedrängt wurde. In den Jahren 2004 und 2005 soll der Mann mit einem 17-jährigen Pfadfinder eine sexuelle Beziehung unterhalten haben.

Schweigen gebrochen, um weitere Übergriffe zu verhindern
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Mann seine Leitungsfunktion bei den Pfadfindern zurückgelegt. Er hielt aber weiter Kontakt zur betreffenden Gruppe. Im August 2016 begleitete er diese als Koch auf das Sommerlager. Nach dessen Abschluss wurde bekannt, dass er dort einen 14-Jährigen belästigt hatte, indem er sich an dessen nackter Brust zu schaffen machte. Einem anderen 14-Jährigen versuchte er mehrfach die Hosen herunterzuziehen. Einen 15-Jährigen forderte er auf, ihm den Penis zu zeigen.

Als die Eltern der Kinder davon erfuhren, informierten sie die Verantwortlichen der Gruppe. Das 36-jährige Opfer, das seinen Angaben zufolge vom selben Mann missbraucht wurde, erlangte über Umwege von den Vorgängen am Sommerlager Kenntnis - und brach schließlich sein Schweigen, um weitere Übergriff zu verhindern.

Sofortige Suspendierung, weitere Vorkehrungen getroffen
Bei den Wiener Pfadfindern war man von der Anzeige und den Ergebnissen der kriminalpolizeilichen Ermittlungen völlig überrascht. "Es hat uns alle von den Socken gehaut", so deren Präsident Kurt Weber. Speziell in der betroffenen Gruppe hätten "Ernüchterung, Enttäuschung, eine Das-kann-doch-nicht-wahr-sein-Stimmung" Platz gegriffen. Man zog unverzüglich Konsequenzen: "Er ist vom Präsidium sofort suspendiert worden", so Weber.

Mittlerweile wurden Vorkehrungen getroffen, um in Zukunft ähnliche Fälle zu verhindern. Ende Oktober wurde eine Resolution in die Verbandsordnung aufgenommen, die sich dem Thema Missbrauch widmet und die einen verbindlichen Verhaltenskodex enthält. Zudem wird die Aus- und Weiterbildung von Pfadfinderführern "intensiviert", so Weber. Bei Bedarf können auch externe Experten beigezogen werden.

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