Schwieriges Gedenken

100 Jahre Revolution: Putin und die Last Lenins

Ausland
06.11.2017 22:45

Am Dienstag steht Russland im Zeichen eines Feiertags, der eher als Last denn als historische Errungenschaft empfunden wird. Lenins System war gescheitert und Putin hat das alte Zarenreich im Sinn.

Historiker sind sich heute einig, dass weniger der Umsturz von 1917, sondern die Festigung der Macht im Bürgerkrieg bis 1922 der eigentliche Erfolg der Bolschewiki war. An dem militärischen Sieg hatte Kriegskommissar Leo Trotzki großen Anteil. Als Motto für das Gedenkjahr 2017 hat der Kreml die nationale Einheit ausgegeben, die Versöhnung zwischen den einstigen Bürgerkriegsgegnern, zwischen Roten und Weißen.

"Ohne die Ukraine ist Russland kein Imperium"
Für Putin ist Lenin einer der großen Zerstörer in der russischen Geschichte. "Lenin hat eine Atombombe unter das Gebäude gelegt, das Russland heißt, und die ist dann explodiert", sagte er 2016. Gemeint war die Aufteilung der Sowjetunion in Sowjetrepubliken wie die Ukraine oder Weißrussland, die dann beim Zerfall des Riesenreichs eigenständige Staaten wurden. Ein altes Sprichwort sagt: "Ohne die Ukraine ist Russland keim Imperium." Putin hat als sein Ziel eher das alte Zarenreich im Sinn.

Der neue Zar mag keine Revolutionen
Vor dem Jubiläum war der Kremlchef erneut auf den Umsturz zurückgekommen: "Hätte man sich nicht ohne Revolution, sondern auf evolutionärem Weg weiterentwickeln können?", fragte er klagend.

Putin tue sich leichter mit Stalin, dem Sieger im Weltkrieg, der die sowjetische Macht erweitert habe, meint der Historiker Ilja Kalinin. Außerdem sei dem Kremlchef jede Art von Umsturz, von Revolution verdächtig, sagte der Professor von der Universität St. Petersburg der Deutschen Presse-Agentur. "Schon die Idee einer Revolution wird als Nationalverrat gebrandmarkt." Der Langzeitpräsident fürchte, dass sich der Volkszorn irgendwann auch gegen seine Herrschaft richten könnte, sagt Kalinin. Das zeige das Vorgehen gegen die Opposition in Russland sowie der Kampf gegen "bunte Revolutionen" in der Ukraine und anderen Ex-Sowjetrepubliken.

Ein Schuss aus der Kanone der "Aurora" hatte am 25. Oktober des alten Kalenders das vereinbarte Signal für den Sturm auf den Winterpalast gegeben. Die Revolutionäre drangen in den Prunkbau ein. Im sogenannten Kleinen Speisesaal nahmen sie die Minister der provisorischen Regierung fest. Ministerpräsident Alexander Kerenski war vorher geflohen.

Kronen Zeitung

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele