Kindergarten-Drama

“Psychoterror” gegen Kinder, Einrichtung schließt

Steiermark
20.10.2017 13:13

Wegen einer Nachbarin sieht sich die Volkshilfe gezwungen, den Kindergarten in der Anichgasse in Graz-Gösting zuzusperren. Zuvor waren alle Versuche, die Situation zu beruhigen, gescheitert. Die 30 betroffenen Kinder werden in anderen Einrichtungen unterkommen.

Dass sich Leute aufregen, wenn am Nachbargrundstück ein Kindergarten einzieht, sei nicht ungewöhnlich, normalerweise würde sich das aber rasch in Wohlgefallen auflösen, heißt es bei den zuständigen Stellen. In diesem Fall nicht. Seit der Eröffnung der Einrichtung im Herbst 2016 seien Kinder, Eltern und Kindergarten-Tanten von einer Nachbarin massiv belästigt worden, "und das täglich", wie die Geschäftsführerin der Volkshilfe, Brigitte Schafarik, sagt.

Von wüsten Beschimpfungen ist die Rede. Davon, dass Eltern, die ihre Kinder in den Kindergarten brachten, von der Frau fotografiert und mit verfolgt wurden. Zwar hatten auch andere Anrainer Bedenken wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens in der kleinen Gasse, "damit wollen wir aber nichts zu tun haben", betont einer, der lieber anonym bleiben will.

Keine Handhabe gegen "Psychoterror"
Man habe alles versucht, um die Frau zur Räson zu bringen, so Schafarik. Man habe zunächst das Gespräch mit ihr gesucht und dann, da das nichts geholfen hat, die Polizei und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Doch die Mühlen der Justiz mahlen langsam. Außerdem gebe es für so einen "Psychoterror", wie Schafarik es nennt, keine richtige rechtliche Handhabe. Die Frau - sie ist eine ehemalige Polizistin - wisse genau, wie weit sie gehen kann, ohne im Kriminal zu landen.

Bei einer Krisensitzung im Grazer Rathaus am Dienstag hat man sich dazu entschieden, den Kindergarten zu schließen. Die Kinder hätten zuletzt Angst gehabt, die Zufahrtsstraße zu betreten und in den Garten des Kindergartens zu gehen, berichtet Schafarik. Man habe "eine direkte Gefahr für die Kinder, Eltern und Pädagogen für die Zukunft nicht mehr ausschließen" können, sagt sie. Ein bitterer Beigeschmack bleibt: Ist das doch genau das, was die Nachbarin erreichen wollte. Die Kinder werden nun in anderen Kindergärten untergebracht. "Wir werden für jedes Kind einen guten Platz finden", verspricht Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP).

Ernst Grabenwarter, Kronen Zeitung

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