Wird aufgepäppelt

Fischotterbaby allein gefunden: Mutter getötet?

Tierecke
18.10.2017 10:09

Ein lautes Fiepen ließ Spaziergänger zwischen Mistelbach und Wilfersdorf in Niederösterreich vor wenigen Tagen aufhorchen. Eine Dame machte sich schließlich auf die Suche nach dem Urheber und fand an der Uferböschung der Zaya ein jämmerlich weinendes Fischotterbaby. Sie brachte es in die von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" geführte Eulen- und Greifvogelstation Haringsee (EGS).

"Im Umkreis der Fundstelle wurde kein toter Fischotter gefunden. Damit können wir nur spekulieren, was dem Muttertier zugestoßen ist", sagt "Vier Pfoten"-Expertin Brigitte Kopetzky. Möglicherweise ist das kleine Waisenkind ein Opfer des Managementplans des Landes Niederösterreich. Dieser genehmigt die Tötung von 40 Fischottern innerhalb eines Jahres. Offiziell dürfen nur männliche Tiere "entnommen" werden. Es ist aber selbst für Experten äußerst schwierig, das Geschlecht festzustellen.

Ottermädchen war bereits ausgehungert
"Der kleine Otter, übrigens ein Männchen, war schon sehr ausgehungert. Das EGS Team fütterte ihn sofort mit einem Fläschchen Ersatzmilch", erzählt Kopetzky. "Wir schätzen sein Alter auf zehn Wochen." In diesem Alter verlassen Otterbabys ihren Bau nur, wenn ihre Mutter nicht mehr zurückkommt und sie sich auf die Suche nach ihr begeben.

Der Kleine hat sich von dem dramatischen Verlust seiner Mutter innerhalb kürzester Zeitgut erholt und entwickelt sich prächtig. Neben seiner Milchnahrung beginnt er sich langsam auch für feste Kost zu interessieren. Das Ziel des EGS Teams ist es, den kleinen Otter wieder auszuwildern, sobald er kein Fläschchen mehr braucht. Dazu suchen die Mitarbeiter um EGS Leiter Dr. Hans Frey derzeit intensiv nach einem geeigneten Gebiet.

Breiter Protest gegen Abschussgenehmigung
Vor Erlass des Bescheids zur Tötung der Fischotter im Frühling dieses Jahres gab es heftige Proteste von Tier- und Artenschützern. Die "Vier Pfoten" hatten gemeinsam mit dem WWF Österreich eine Petition ins Leben gerufen, die mehr als 22.000 Menschen unterschrieben haben. Beide Organisationen haben die Petition Anfang April dem zuständigen Landesrat Stephan Pernkopf übergeben. Bis heute gebe es trotz Anfrage keine Information der Landesregierung über die Anzahl der "entnommenen" Tiere, so die Tierschützer.

"Plan der Regierung ist ein Skandal"
"Wir haben bereits im Frühjahr darauf hingewiesen, dass die Tötungen verwaiste Fischotterbabys zur Folge haben werden", sagt Indra Kley, Leiterin von "Vier Pfoten" Österreich. "Und nicht alle haben das Glück, von engagierten Menschen gerettet zu werden. Dieser so genannte Management-Plan der Landesregierung ist und bleibt ein Skandal."

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