Kandidaten im Check:

Kühler Rechner oder mitfühlender Typ?

Nachrichten
27.09.2017 14:55

Zuerst kommt der Mensch, dann das Geld - für welchen Politiker gilt diese Philosophie am meisten? Wovon machen unsere Kandidaten ihre Entscheidungen abhängig? Wer schaut auf die Finanzen, wer auf soziale Fragen? Teil drei unseres großen Personlichkeits-Checks.

Knapp die Hälfte der Österreicher wünscht sich einen sozial orientierten Kanzler. Nur 32 Prozent wollen einen Regierungschef, der auf die Staatsfinanzen schaut.

Wir garantieren Objektivität!
In unserer Serie "Wer kann Kanzler?" durchleuchten wir diesmal die soziale Ader der Spitzenkandidaten. Wir wollten wissen: Wer ist der kühle Rechner, wer der eher mitfühlende Typ? Gemeinsam mit der renommierten Beraterfirma HILL baten wir die Spitzenkandidaten zum wissenschaftlich fundierten objektiven Persönlichkeits-Check. Die anonymisierten Daten wurden von Wirtschaftspsychologe Othmar Hill ausgewertet. Notar Georg Schreiber beglaubigt die anonyme und damit objektive Beurteilung. Und Politologe Peter Filzmaier interpretiert das Ergebnis aus politischer Perspektive.

Top-Beraterfirma

Die Experten nahmen letztlich fünf der großen Sechs unter die Lupe. Zu Christian Kern (SPÖ) gibt es leider keine Auswertung, nachdem er den Test völlig überraschend abgebrochen hat, "weil das ein lächerlicher Gag" sei. Schade, Herr Bundeskanzler, dass Sie den "Krone"-Lesern nicht zeigen wollen, wie Sie ticken.

Die Ergebnisse der Spitzenkandidaten
Die detaillierten Ergebnisse der weiteren Spitzenkandidaten finden Sie im Folgenden - Ulrike Lunacek findet offenbar die goldene Mitte zwischen Budget und Bürger. Sebastian Kurz zeigt sich am einfühlsamsten. Ob seine Anteilnahme auch mit den Staatsfinanzen vereinbar ist, wagt Politologe Filzmaier zu bezweifeln.

Ulrike Lunacek: Hart, aber gerecht

  • Ergebnis Kompetenzanalyse: Die Kandidatin findet die richtige Balance zwischen Nüchternheit und Einfühlsamkeit. Sie vermittelt damit eine Art Gerechtigkeitsgefühl.
  • Analyse Hill: Neben der richtigen Balance bringt Ulrike Lunacek auch ein sehr hohes Maß an Vertrauen anderen gegenüber mit, das wiederum starke Sympathiewerte hervorruft. Das unterstreicht ihr zwischenmenschliches Potenzial.
  • Analyse Filzmaier: Die Grünen stellen Hilfe für Arme und Benachteiligte in den Mittelpunkt. Wer das für In- und Ausländer fordert, darf budgetpolitisch nicht bloß eiskalt rechnen. Lunacek wirkt als mitfühlende Politikerin glaubhaft. Weniger sicher ist, ob sie als jahrelange EU-Abgeordnete persönlichen Bezug zu den Alltagssorgen in Österreich verkörpert.

Matthias Strolz: Sozial und nüchtern

  • Ergebnis Kompetenzanalyse: Dieser Kandidat handelt mitfühlend und empathisch, schätzt aber gleichzeitig eine sachliche Herangehensweise - vor allem dann, wenn es um die Öffentlichkeit geht.
  • Analyse Hill: Matthias Strolz agiert ausgleichend zwischen Pragmatismus und Mitgefühl. Die vielen moderaten Werte im Persönlichkeitsbild zeugen von einem Charakter, der im Umgang mit vielen Menschen kompatibel zu sein scheint.
  • Analyse Filzmaier: Matthias Strolz läuft mit seinem Auftreten nicht Gefahr, dass er als nur in Zahlen denkender Manager oder gar Mathematikprofessor erscheint. Den sozialen Bezug zu den Wählern und ihren Schicksalen nimmt man ihm sofort ab. Das allerdings gilt deutlich mehr für gut gebildete Unternehmer oder Angestellte als für chancenlose Wenigverdiener.

Heinz-Christian Strache: Nüchtern mit Instinkt

  • Ergebnis Kompetenzanalyse: Tendenziell besitzt dieser Kandidat ein soziales Verständnis. Er ist außergewöhnlich an den Ansprüchen der Öffentlichkeit interessiert, jedoch eher nüchtern in seinem Arbeitsteam.
  • Analyse Hill: Heinz-Christian Strache erfasst mit seiner extremen Spürnase die Bedürfnisse der Bevölkerung und deckt mit seinem Kontrollinstinkt Missstände und Skandale auf.
  • Analyse Filzmaier: Heinz-Christian Strache weckt Emotionen. Geht es darum, Ärger über Geldverschwendung zu formulieren, ist er unerreicht. Weniger klar erscheint, wie sehr er Mitgefühl vermittelt. Ein Beispiel: Kritisiert Strache finanzielle Missstände im Schul- oder Gesundheitssystem, punktet er. Wie viele ihm deshalb die Zukunft ihrer Kinder anvertrauen wollen, ist offen.

Peter Pilz: Engagiert und herzlich

  • Ergebnis Kompetenzanalyse: Der Kandidat ist ziemlich mitfühlend und besonders an einem "guten Miteinander" interessiert. Er hat einen guten Draht zu den Anliegen und Sorgen der Bevölkerung.
  • Analyse Hill: Peter Pilz denkt und handelt gerecht. Das Interesse am Wählerwillen und der Leistungswille werden vom Umfeld anerkannt. Beziehungen sind ihm wichtig, dennoch legt er auch Wert auf eine neutrale Sichtweise.
  • Analyse Filzmaier: Anders als bei bekannten Parteien, kennt man jene Wählergruppen, die Peter Pilz gut finden, naturgemäß noch nicht genau. Insofern ist es schwierig vorherzusagen, ob seine an sich professionelle Mischung aus sozialer Verantwortung für jeden Österreicher und nüchternem Nachdenken über das budgetär Machbare ihm genug Stimmen bringt.

Sebastian Kurz: Emotional kompetent

  • Ergebnis Kompetenzanalyse: Dieser Kandidat neigt mehr zu Einfühlsamkeit als zum Pragmatismus. Dadurch werden die Entscheidungen eher emotional getroffen. Jedenfalls besteht Verständnis für die Bedürfnisse des Volkes.
  • Analyse Hill: Betrachtet man alle vier relevanten Faktoren (Selbstlosigkeit, Menschenbezug, Offenheit und Vertrauensbereitschaft) so kann man hier von einer Person mit sehr ausgeprägter emotionaler Intelligenz sprechen.
  • Analyse Filzmaier: Sebastian Kurz schafft es sogar im Fernsehen, eine emotionale Verbindung mit Wählern aufzubauen. Jenseits des Bildschirms vermittelt er sehr sozial, jedem anteilnehmend zuhören zu wollen. Was natürlich auch einstudiert ist. Später als für das Gesamtbudget verantwortlicher Kanzler riskiert er aber, an der Erwartung zu scheitern, jedem zu helfen.

Alexandra Halouska und Patrick Warger, Kronen Zeitung/kal

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