Neue Spitze

Eder als neuer Mann von AK und ÖGB

Salzburg
11.09.2017 19:51

Mit dem Abschied von AK-Langzeitpräsident (seit 2003) Siegfried Pichler verordnet sich Salzburgs Arbeitnehmervertretung eine personelle Verjüngungskur: Seit Montag steht Peter Eder, Bürgermeister von Bürmoos, als Nachfolger offiziell fest. Er will die Kammer noch breiter aufstellen und er wird auch neuer ÖGB-Chef.

"Krone"-Leser wussten es bereits seit 31. August und seit Montag ist es offiziell: Peter Eder (48), Bürgermeister von Bürmoos, wird neuer Präsident der Arbeiterkammer und ÖGB-Chef. Das hatten am Vormittag rund 25 hochrangige Gewerkschaftsvertreter bei ihrer Präsidiumssitzung einstimmig beschlossen, bevor die Entscheidung in einer gemeinsamen Pressekonferenz auf der Sky-Terrasse des Hotel "Pitter" bekannt gegeben worden ist.

Entscheidung fiel am Montag einstimmig

"Für mich ist er die beste Wahl und es war mein Wunsch, diese wichtige Aufgabe in junge Hände zu legen", verkündete sein scheidender Vorgänger Siegfried Pichler (65).

Die Weichen für Eders Nachfolge hat schon vor einigen Monaten der Chef der sozialdemokratischen Gewerkschafter, Gerald Forcher, gelegt. Forcher (40) selbst galt lange Zeit als aussichtsreicher Kandidat, stellte aber am Montag klar, dass er seinen Fokus voll auf die Politik im Land richten wird. Er tritt an der Seite von SPÖ-Chef Walter Steidl als Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen im Frühjahr an - und gilt bei den Sozialdemokraten als große Zukunftshoffnung.

Beide Funktionen auch weiterhin in einer Hand

"Es hat sich in der Vergangenheit bewährt, dass wir beide Arbeitnehmervertretungen in einer Hand lassen", erklärte Siegfried Pichler, warum er sich bei der ÖGB-Landeskonferenz am 13. Oktober erstmals nicht mehr zur Wahl stellen wird. Der Wechsel in der Arbeiterkammer erfolgt dann am 23. März 2018.

Das hat zwei Gründe: Zum einen will Pichler eine geordnete Übergabe ermöglichen und die nächsten sechs Monate seinen Nachfolger schrittweise in die neue Aufgabe einführen.

Pichler zieht sich schrittweise zurück

Zum anderen muss auch die Bürgermeister-Frage in Bürmoos geklärt werden. Mit einem Wechsel im März wird die Jahresfrist gewahrt, so dass es zu keiner Neuwahl in der Flachgauer Gemeinde kommen muss und der neue Ortschef aus der Mitte der Gemeindevertretung heraus bestimmt werden kann. Er habe bereits einen Kandidaten ins Auge gefasst, erklärte Eder. Als Favorit gilt laut "Krone"-Infos sein Stellvertreter Fritz Kralik.

Angefangen hat der zweifache Familienvater Peter Eder mit 16 Jahren als Jugendvertrauensrat im Alu-Werk in Lend. Ab 1992 war er als Jugendreferent im Gewerkschaftsbund tätig, zuletzt als Landessekretär der PRO-GE.

Diese Funktion übernimmt Gewerkschaftssekretär Daniel Mühlberger.

"Mit Peter Eder haben wir jemanden gefunden, der die gewerkschaftliche Arbeit von Grund auf kennt und sich als beliebter und dynamischer Bürgermeister einen Namen gemacht hat", freute sich Pichler, dass die Nachfolgefrage harmonisch gelöst werden konnte.

2019 finden dann die nächsten AK-Wahlen statt, bei denen Eder als Spitzenkandidat ins Rennen geht.

Anna Dobler, Kronen Zeitung

Entscheidung für Menschen

Um die Druckluftbehälter aus Aluminium besser produzieren zu können, setzten sie Ende der 80er Jahre im Werk in Lend Schweißroboter ein.

Zu dieser Zeit war Peter Eder ein 16 Jahre alter Lehrling und die Kollegen wählten ihm zum Jugendvertrauensrat.

Damit begann eine politische Karriere, die nur wenige Stunden nach Eders 48. Geburtstag ihren bisherigen Höhepunkt fand: Er wird sein Amt als direkt gewählter Bürgermeister von Bürmoos im Flachgau abgeben und an die Spitze von Gewerkschaft sowie Arbeiterkammer in Salzburg wechseln.

Das ist eine gute Entscheidung für die Menschen in diesem Land, die da am Montag Vormittag getroffen wurde, egal welche politische Ansicht sie haben. Obwohl der ÖGB und die AK parteipolitisch der Sozialdemokratie zuzuordnen sind, haben beide Institutionen einen unabhängigen Status. Es steht der neuen Volkspartei unter Sebastian Kurz frei, hier mehr Einfluss zu gewinnen, zum Beispiel durch eine Politik, die mehr Jobs schafft, als verhindert.

Macht ist nur geliehen. Siegfried Pichler, bisher einflussreicher Chef von Gewerkschaft und Kammer, hatte schon länger seine Entscheidung getroffen. Er setzte dazu - wie es leider nicht immer geschieht - Herz und Hirn ein.

Gerald Forcher, ein schneller Denker und hervorragender Rhetoriker, sollte an die rote Spitze für den Landtag wechseln und Peter Eder dann Pichlers bisherige Funktionen übernehmen. "Meine Buam" sagte Pichler lobend, wenn er wohlgefällig die Ansprachen und Aktionen der neuen Generation verfolgte.

Politische Mitbewerber erhofften schon ein Macht-Vakkuum, doch "die Buam" sind durch das Stahlbad der Basisdemokratie gegangen: Forcher als Gewerkschaftssekretär und Eder in seinem Heimatort. Zwei starke Typen.

Das Beispiel Bürmoos zeigt ganz deutlich die gesellschaftlichen Probleme des Landes auf: Die Menschen flüchten aus der hochpreisigen Landeshauptstadt, die Dichter Thomas Bernhard bösartig als "von Geschäftsmachern und ihren Opfern bewohnt" bezeichnete. Im Flachgau sind die Wohnungen noch erschwinglich und die gut funktionierende Lokalbahn bringt sie zu den Arbeitsplätzen in die Stadt der Festspiele.

Peter Eder steht bald an vorderster Front, um dies ein wenig verändern zu können.

"Die Arbeit sie erhält

Die Arbeit sie bewegt die Welt

Die Arbeit hoch."

Die Schluss-Strophe aus dem Lied der Arbeit. Peter Eder kennt den Text.

Hans Peter Hasenöhrl, Kronen Zeitung

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