So arg war es noch nie

Wildtiere in Not: Forderung nach Schutzzonen!

Steiermark
26.01.2021 06:00

Das Wild wird zurückgedrängt, von Sportlern und Hunden „gejagt“, aus der Luft verfolgt, ausgehungert. Heuer ist es besonders schlimm. Jäger wie auch Natur- und Tierfreunde verlangen endlich Schutzzonen.

Normal würden Hirsch und andere Wildtiere derzeit niedrige Tallagen aufsuchen, um Nahrung zu suchen. Und sie brauchen ganz viel Ruhe, um den Winter zu überleben. Die Realität: Die Tiere werden, durch Bauten wie Straßen, Häuser und Lifte, immer mehr in die Höhe gedrängt, wo sie oft kein Futter mehr finden. Und zusätzlich noch in immensen Stress und Panik versetzt.

Heuer ist das noch schlimmer als sonst, denn in Corona-Zeiten strömen die Menschen noch mehr in Massen den Wald, viele ignorieren Futterstellen und Ruhezeiten, lassen ihre Hunde frei laufen oder parken wichtige Einstände einfach zu.

Die Erzählungen von Waidmännern und Naturfreunden sind haarsträubend. Einmal wurde beobachtet, wie jemand eine Drohne über ein Rudel Gämse fliegen ließ, wegen der Angst der Tiere grinste, ihre halsbrecherische, kräftezehrende Flucht über die Felsen unbeirrt verfolgte. Von Sportlern wird berichtet, die das geschwächte Wild im tiefsten Schnee verfolgen. Und für Entsetzen sorgte auch ein freilaufender Hund, der mitten auf der Skipiste ein Reh riss.

„Freerider fahren kreuz und quer herum, ohne jegliche Rücksicht“, spricht Gerhard Schmutzer vielen seiner Kollegen aus der Seele. Dem Jäger ist auch ein Fall bekannt, wo ein „Geochacher “ - dabei wird von anderen ein markierter Punkt gesucht - eine elektronische Markierung mitten in eine Futterstelle setzte! „Dort sind die Leute dann herumgerannt, das Wild war so panisch, dass es sich tagelang nicht mehr ans Futter traute. So etwas ist erbärmlich.“

Aus vielen Ecken wird mittlerweile der Ruf nach abgesperrten Schutzzonen für das Wild - wie es sie in Schweizer Kantonen schon gibt - laut. Anders dürfte es offenbar nicht gehen, denn Info- und Hinweisschilder sowie Aufklärung werden vielfach einfach ignoriert.

Unterstützung kommt von Steiermarks bekanntestem Naturschützer Johannes Gepp: „Ich wäre auf jeden Fall dafür, dass es Bereiche gibt, von denen Touristen über das ganze Jahr und über Jahre ausgeschlossen sind. Schutz- und Rückzugsgebiete, zum Schutz der Arten und auch der Pflanzen. Wenn man das bei zehn Prozent der Flächen machen würde, blieben immer noch 90 Prozent für Menschen!“

Zitat Icon

"Ich befürworte die Einrichtung für Schutzzonen für Wild, das ganze Jahr über und über Jahre hinweg"

Johannes Gepp, Präsident des steirischen Naturschutzbundes

Kein „Krieg“ gegen den Tourismus

Jäger, die Schutzzonen verlangen, betonen, dass sie keinen „Krieg“ im Wald und gegen den Tourismus anzetteln möchten, sondern ganz im Gegenteil an Dialog interessiert sind: „Man muss sich dafür mit den Touristikern zusammen setzen, das große Ganze sehen, gemeinsam Strategien festlegen. Es ist genug Platz für alle! Es gibt auch genug Wege für Sportler. Es würde schon reichen, wenn diese auf den Routen bleiben würden.“ Aber da das einfach nicht der Fall ist, wären Schutzzonen wohl die unumgängliche Konsequenz

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