Wird sie festgehalten?

Vergiftete Julia Skripal will zurück nach Russland

Ausland
24.05.2018 07:23

Werden Sergej Skripal und seine Tochter Julia nach ihrer Genesung gegen ihren Willen festgehalten? Diese Vermutung hat die russische Regierung nach Veröffentlichung einer Stellungnahme der 33-Jährigen, die exklusiv von der Nachrichtenagentur Reuters verbreitet wurde, geäußert. Darin spricht die vor fast vier Monaten mit dem Nervengift Nowitschok vergiftete junge Frau erstmals vor einer Kamera über den missglückten Anschlag und ihren „langsamen und extrem schmerzhaften“ Genesungsprozess. Skripal sagt auch, dass sie nach Russland zurückkehren möchte, aber noch nicht jetzt.

Sie und ihr 66-jähriger Vater, ein ehemaliger russischer Doppelagent, waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank im südenglischen Salisbury entdeckt worden. „Wir sind so glücklich, dass wir beide diesen versuchten Anschlag überlebt haben“, sagte Skripal in der Stellungnahme. Nach vielen Tagen im Koma habe ein „langsamer und extrem schmerzhafter“ Genesungsprozess eingesetzt. Den Kontakt zu Julia Skripal an einem geheimen Ort hatte laut Reuters die britische Polizei vermittelt. Fragen waren nicht zugelassen.

Russische Botschaft will „direkt“ mit Julia Skripal sprechen
Die russische Botschaft in London bezweifelt, dass die 33-Jährige die Videobotschaft freiwillig aufgezeichnet habe. Man fordere, mit Julia Skripal direkt zu sprechen, „um sicherzustellen, dass sie nicht gegen ihren Willen festgehalten wird und die Aussagen nicht unter Druck entstanden sind“, hieß es in einer Stellungnahme am Mittwoch. „Bisher haben wir allen Grund dazu, das Gegenteil zu vermuten“, teilte die Botschaft auf ihrer Website mit. Man sei froh, zu sehen, dass es ihr gut gehe.

Auch das Außenministerium in Moskau äußerte sich. „Wir möchten, dass Julia Skripal weiß: Es gab nicht einen Tag, an dem das russische Außenministerium und die russische Botschaft in London nicht versucht hätten, den Kontakt zu ihr herzustellen“, sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa der Agentur Interfax.

Vater und Tochter Skripal wurden Untersuchungen zufolge mit einer geringen Menge des Nervengifts Nowitschok in flüssiger Form vergiftet. Spuren davon wurden an Orten entdeckt, die sie besucht hatten. Die höchste Konzentration stellten Experten an einer Türklinke am Wohnhaus des Ex-Spions fest. Julia Skripal wurde schon im April aus dem Krankenhaus entlassen - sie befindet sich britischen Behörden zufolge an einem sicheren Ort. Ihr Vater beendete Mitte Mai seinen Klinikaufenthalt. Auch sein Aufenthaltsort ist unbekannt.

Britische Polizei fahndet nach Attentätern
Nowitschok war einst in der Sowjetunion produziert worden. Der Stoff war aber auch im Westen bekannt. London bezichtigt Moskau, hinter der Tat zu stecken. Der Kreml weist das zurück. Das Attentat löste eine schwere diplomatische Krise aus. Die britische Polizei sucht mit Hochdruck nach den mutmaßlichen Attentätern. Befürchtet wird, dass sie sich längst ins Ausland abgesetzt haben.

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