Brutalität steigt:

Viele Auslöser für Gewaltwelle in den Schulen!

Oberösterreich
24.05.2018 05:41

Es ist eine Nachricht, die verstört: Laut einer parlamentarischen Anfrage stieg - wie berichtet - die Anzahl von Anzeigen wegen Körperverletzungen in Schulen auch in Oberösterreich drastisch an. Der Polizist und Gewaltpsychologe Alex Geyrhofer sieht ein Bündel von Faktoren als Auslöser für diese Welle an Brutalität.

„Krone“: Sie sind Polizist und Gewaltpsychologe und mehrfach in der Präventivausbildung tätig. Was sind für Sie die Ursachen der Gewalt?
Alex Geyrhofer: Ganz prinzipiell muss man bei jedem Täter das soziale Umfeld anschauen. Gewalt entsteht in erster Linie durch Hilflosigkeit, weil der Täter keine anderen Ressourcen hat.

„Krone“: Was heißt das konkret?
Geyrhofer: Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Ein Migrantensohn, der vielleicht nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, der mit Perspektivenlosigkeit konfrontiert ist und dem die Bewältigbarkeit und Sinnhaftigkeit in der Schule fehlt, fühlt sich hilflos. Dann genügt in Konfliktsituationen ein Tröpferl und das Häferl geht über. Man spricht dabei von verschobener Aggression. In den eigenen vier Wänden kann man damit nichts anfangen, aber in einer subjektiven Bedrohungslage überlegt das Gehirn, was am effektivsten ist. und das ist dann Zuhauen.

„Krone“: Der Schläger fühlt sich gut.
Geyrhofer: Wer zuhaut, fühlt sich mächtig, stark, hat eine Entscheidungs- und Handlungsperspektive. Er muss sich einmal nicht in den Spiegel schauen, wo er sonst sieht, wie klein und hilflos er in Wirklichkeit ist. Zuhauen ist eine Hilflosigkeitsreaktion, nichts anderes.

„Krone“: Trotzdem, warum werden die Kinder immer brutaler?
Geyrhofer: Das liegt daran, dass die Eltern immer weniger Zeit haben, um sich mit den Kindern zu beschäftigen. Sie werden vor Bildschirmen geparkt, lernen dort aber weder Beziehungsfähigkeit und Empathie, die man braucht, um sich in jemanden anderen einzufügen.

„Krone“: Es wird noch schlimmer.
Geyrhofer: Österreich hat im OECD-Schnitt die höchsten Mobbingraten in der Schule, jeder fünfte Schüler wird gemobbt. Gleichzeitig sind die Pädagogen mit ihren Zusatzaufgaben überfordert.

Interview: Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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