Zerschneidet Zellen

Mondstaub für menschliche Zellen hochgiftig

Wissenschaft
26.05.2018 07:17

Als US-Astronaut Harrison Schmitt im Dezember 1972 im Zuge der „Apollo 17“-Mission nach einem Spaziergang auf dem Erdtrabanten versehentlich Staub, den er und sein Kommandant Eugene Cernan in die Mondlandefähre „Challenger“ geschleppt hatten, einatmete, litt er einen ganzen Tag lang an Symptomen, die er als „Mond-Heuschnupfen“ bezeichnete: Seine Augen tränten, er musste immer wieder niesen und sein Rachen kratzte. Erst jetzt konnten Forscher zeigen, warum.

Im Rahmen einer Studie, die vor Kurzem im Fachmagazin „GeoHealth“ veröffentlicht wurde, fanden die Wissenschaftler heraus, dass Mondstaub - vor allem die kleinsten Partikel - eine erhebliche Gesundheitsgefahr für Astronauten darstellt. In Labortests mit künstlich hergestelltem Mondstaub zeigte sich, dass schon ein einziger Löffel davon toxisch genug ist, um bis zu 90 Prozent der Lungen- und Gehirnzellen zu töten.

Extrem scharfkantige Oberfläche
Die Gefährlichkeit des Mondstaubes hat zwei Hauptgründe: Einerseits ist die Oberfläche dieser Partikel ziemlich rau, was daran liegt, dass es auf dem Mond keinen Wind gibt und die Staubkörner, die größtenteils durch Einschläge von Mikrometeoriten entstanden sind, nicht erodieren, sondern scharfkantig bleiben. Werden sie von Astronauten tief eingeatmet, zerschneiden sie deren Lungenzellen, so die Forscher. Andererseits kann der Mondstaub herumschweben, weil er - wegen des Fehlens einer Atmosphäre - von Sonnenwinden elektrostatisch aufgeladen wird. So könne der Staub an den Raumanzügen anhaften und - wie im Fall von Schmitt - in den Wohnbereich der Astronauten gelangen, berichten die Forscher.

Staub tötet bis zu 90 Prozent der Zellen
Die Wissenschaftler der Stony Brook University in New York setzten im Labor künstlichen Mondstaub in drei verschiedenen Körnungsgraden menschlichen Lungenzellen sowie Maushirnzellen zu. Dabei erwies sich vor allem der feinkörnige Staub als besonders giftig und tötete bis zu 90 Prozent der Zellen. Die Forscher fanden zudem heraus, dass jene Zellen, die nicht sofort dezimiert wurden, Anzeichen von DNA-Schäden zeigten, die in der Folge zu Krebs oder neurodegenerativen Erkrankungen führen können.

Die NASA hat sich dieser Gefahr bereits angenommen und arbeitet an Methoden, die bei künftigen Mond-Missionen die Staubbelastung für die Astronauten mindern sollen. So sollen elektrisch geladene Oberflächen dafür sorgen, dass der Staub nicht auf Raumanzügen haften bleibt. Entsprechende Probe-Panels werden derzeit an der Internationalen Raumstation ISS getestet.

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