Mitschüler in Angst

Vor Mädchenmord zeigte Robert K. Messer in Schule

Österreich
17.05.2018 15:00

In dem Gemeindebau in Wien-Döbling, wo Robert K. gelebt und vor einer Woche die grauenhafte Tat an der siebenjährigen Hadishat begangen hat, galt der 16-Jährige als netter, höflicher Bursch, der oft mit Nachbarskindern spielte und ihnen Süßigkeiten schenkte. In dem Elite-Gymnasium, das er besuchte, zeigte er aber sein zweites, böses Gesicht. Mitschüler fürchteten sich vor ihm. Vor allem Mädchen aus den ersten und zweiten Klassen. Weil er sie immer wieder mit dem Umbringen bedroht haben soll.

Dass mit Robert psychisch etwas nicht in Ordnung ist“, berichtet jetzt ein Klassenkamerad des mutmaßlichen Mörders, „war schon seit Langem klar.“ Vor allem die Mädchen aus den unteren Klassen hätten sich vor dem „Buben mit dem starren Blick“ gefürchtet: „Wenn sie ihm auf dem Gang begegneten, verstellte er ihnen den Weg und kündigte schlimme Dinge an. Dass er sie töten werde, sie erwürgen oder erstechen wolle.“

„Damit werde ich ein Mädel umbringen“
Nur selten seien diese Vorfälle Lehrern gemeldet worden: „weil die Kinder Angst vor ernsthaften Racheaktionen hatten“. Eine Woche vor der Tat soll der 16-Jährige sogar ein Messer in die Schule mitgenommen haben: „Er zeigte es her und erklärte lächelnd: ,Damit werde ich ein Mädel umbringen.‘“

Doch niemand nahm den Buben, der ohnehin in einer absurden Fantasiewelt gefangen schien, ernst. „In den Pausen“, berichtet ein weiterer Mitschüler, „stand Robert meist mit seiner einzigen Freundin, die er hier hatte, in einer Ecke, die zwei redeten über einen gemeinsamen Selbstmord.“ Das stets schwarz gekleidete Mädchen gilt in der Schule ebenfalls als Außenseiterin. Bis vor einem Jahr besuchten die beiden dieselbe Klasse, dann blieb Robert K. „sitzen“.

Kurz vor Mord in Deutsch Note 5 bekommen
Trotz Wiederholung der fünften Schulstufe schien auch heuer eine Versetzung ungewiss. Der Bursch war in einigen Fächern gefährdet. Wenige Tage vor seinem Verbrechen wurde eine Deutschschularbeit mit einer 5 benotet: „Nachdem er das Ergebnis erfahren hatte, ist er völlig apathisch gewesen.“ Am vergangenen Montag - Hadishat war bereits tot und ihre Leiche entdeckt worden - hätte der Bursch „seltsam entspannt“ gewirkt. Viel habe er über den Mord an dem Nachbarsmädchen gesprochen: „Und er sagte auch: ,Die Kleine wurde wahrscheinlich ein Opfer der Organmafia. Es wird schwierig sein, ihre Killer zu finden...’“

Brief von Direktorin an Eltern
Am Mittwoch verteilte die Direktorin der Schule einen Brief an die Eltern: „Gestern wurde der mutmaßliche Täter des unfassbaren Geschehens vom Wochenende gefasst. Es ist nun traurige Gewissheit, dass der Bursche Schüler unserer Schule ist/war“, heißt es darin. Ein großer Stab an psychologischer und seelsorglicher Hilfe vom Stadtschulrat sowie auch von der Notseelsorge sei die nächsten Tage daher in der Schule anwesend. Alle Schularbeiten wurden verschoben. „Ich bedanke mich für alle Unterstützung von Ihnen, für die Großartigkeit Ihres Kindes mit dem Umgang mit dieser Situation und für alle Hilfe, die uns angeboten wurde“, so die Direktorin.

Über Robert K. wurde am Donnerstagnachmittag U-Haft verhängt. Als Haftgründe wurden Flucht-, Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr angenommen, teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn mit.

„Noch viele Fragen nicht geklärt“
Für Rechtsanwalt Nikolaus Rast ist der Fall damit aber noch lange nicht abgeschlossen. „Da sind noch ziemlich viele Fragen nicht geklärt“, sagt er im Gespräch mit der „Krone“. Er stellt etwa die Vermutung auf, dass die Eltern von Robert K. bei der Beseitigung der Leiche mitgeholfen haben könnten. „Das wäre der Tatbestand der Vergünstigung. (...) Die Wahrheit muss ans Tageslicht kommen.“

Martina Prewein und Christoph Budin, Kronen Zeitung, krone.at

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