Bei Weltkriegsgedenken

Arik Brauer: Handschlag mit Strache – und Mahnung

Österreich
08.05.2018 14:22

Mit dem „Fest der Freude“ am Dienstagnachmittag auf dem Wiener Heldenplatz feiert Österreich das Kriegsende sowie die Befreiung durch die Allierten am 8. Mai 1945. Damals endete die grausame Herrschaft der Nationalsozialisten in Österreich, die nicht nur Millionen Menschen das Leben kostete, sondern das Land auch in einen schrecklichen Krieg trieb. Seit 2013 spielen die Wiener Symphoniker aus diesem Anlass alljährlich ein Gratiskonzert, unter den Festrednern ist heuer Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Zuvor kamen bereits bei einem Festakt im Bundeskanzleramt Regierungschef Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und als Ehrengast Künstler Arik Brauer zu Wort.

Brauer schilderte in Anwesenheit von Bundesregierung und Bundespräsident Alexander Van der Bellen seine dramatischen Erlebnisse im umkämpften Wien des Jahres 1945 und betonte, wie wichtig es sei, die Demokratie, „die ja ein zartes Pflänzchen ist“, zu pflegen: „Oft wird eine harte Hand gefordert - einer, der durchgreift. Wer aber nie in einer Diktatur gelebt hat, kann sich das nicht vorstellen. Mörder, Sadisten und Folterknechte konnten sich da ausleben, es war eine Zeit der Lügner und Vernaderer. Eltern mussten ihre Kinder fürchten, Freunde ihre Freunde“, so Brauer über die Schrecken der NS-Zeit.

Kurz: „Österreicher waren nicht nur Opfer, sondern auch Täter“
Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) kamen zu Wort. Kurz betonte die Notwendigkeit des Gedenkens: „Österreich hat lange gebraucht, um sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Wir haben aber nun erkannt, dass Österreicher nicht nur Opfer, sondern auch Täter waren.“ Österreich habe sich seine Vergangenheit viel zu spät eingestanden, so Kurz, doch seit 1945 habe sich unser Land zu einer stabilen und starken Demokratie entwickelt - „und so tragen wir heute zu einem Ausgleich in Europa bei“.

Strache sprach über „die zwei Seiten der Befreiung, die besonders die Trümmerfrauen, die oft auf sich alleine gestellt waren, trafen“. Damit spielte der Vizekanzler auf die Not im Nachkriegsösterreich an: „Diesen Frauen würde als Symbol für Überlebenskraft auch ein Denkmal gebühren.“ Hunger und Angst seien „im wiederhergestellten Österreich tägliche Begleiter gewesen“, so der Vizekanzler. Antisemitismus bezeichnete der FPÖ-Chef als „Ungeist, der nicht nur da oder dort in unserer Bevölkerung vorhanden ist, sondern auch in den letzten Jahren importiert wurde“.

Sobotka bei „Fest der Freude“, aber keine FPÖ-Politiker
Beim „Fest der Freude“ am Abend, veranstaltet unter anderem von Mauthausen Komitee und Israelitischer Kultusgemeinde, wird kein FPÖ-Repräsentant am Wort sein. Neben Sobotka werden Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees, sowie Zeitzeugen Ansprachen halten. Bereits bei der Gedenkfeier zur Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen war zwar Kanzler Kurz zugegen, aber kein FPÖ-Politiker. Die antisemitischen Vorfälle in FPÖ-nahen Burschenschaften hatten zu einer scharfen Abgrenzung der jüdischen Repräsentanten in Österreich gegenüber den Freiheitlichen geführt.

Mernyi bezeichnete einen Auftritt der FPÖ-Spitze als „erneute Demütigung für die Überlebenden“. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, sagte dazu: „Eine Aussöhnung steht nicht zur Debatte. Die FPÖ sollte einmal anfangen, ein Jahr lang keine antisemitischen Vorfälle zu produzieren.“

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