„Aggressiv“ verhalten

Zwei Jahre Haft für Messerattacke auf Polizisten

Österreich
26.04.2018 16:37

Ein Nigerianer (34), der am 22. Oktober 2017 in einer Wohnung in der Ramperstorffergasse in Wien-Margareten mit einem gezückten Küchenmesser auf Polizisten losgegangen ist, ist am Donnerstag am Landesgericht nicht rechtskräftig zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Davon wurden acht Monate unbedingt ausgesprochen, 16 Monate bekam der bisher Unbescholtene auf Bewährung nachgesehen.

„Ich verstehe die ganze Aufregung nicht“, hatte der Angeklagte dem Schwurgericht versichert. Er habe versucht, mit den Beamten „eine friedliche Lösung zu finden“. „Er wollte nur, dass sie weggehen“, pflichtete Verteidiger Mathias Burger bei. Die Staatsanwältin war demgegenüber überzeugt, der Mann sei mit dem Messer mit einer Klingenlänge von 20 Zentimetern in Tötungsabsicht auf die Polizisten losgegangen, um seine Festnahme zu verhindern. Die Beamten waren an die Adresse gerufen worden, weil der Mann die Wohnungstür eingetreten hatte.

Akademiker flog aus Wohnung
Der 34-Jährige, der in London studiert hat und einen MBA-Abschluss vorweisen kann, dürfte zuletzt in Wien ohne Unterstand gewesen sein. Er kam gutwilligerweise in einer WG unter - der Pastor einer Kirche bot ihm übergangweise diese Bleibe an. Als er nicht mehr die Kirche des Pastors besuchte, habe ihn dieser vor die Tür gesetzt, so die Darstellung des Angeklagten. In Wahrheit dürfte sich der 34-Jährige seinen beiden Mitbewohnern gegenüber unleidlich verhalten haben. Um den Mann loszuwerden, wurden schließlich die Schlösser ausgetauscht.

„Als ich ins Fitnessstudio gegangen bin, bin ich nachher nicht mehr in die Wohnung reingekommen. Aber meine Sachen waren noch drinnen. Ich habe drei Stunden gewartet. Niemand ist gekommen. Dann hab ich gedacht, ich mach die Wohnung auf“, schilderte der Angeklagte. Die Mitbewohner, die sich offenbar vor dem aufgebrachten Mann versteckt hatten, riefen die Polizei.

„Aufbrausend und aggressiv“
Laut Polizeibericht war der Mann von Anfang an „aufbrausend und aggressiv“. „Ich war nicht aggressiv. Ich bin nie aggressiv. Ich rede nicht einmal laut“, hielt der 34-Jährige dem entgegen. Die Polizisten hätten sich aber ihm gegenüber „unfreundlich“ und „arrogant“ verhalten.

Warnschuss abgegeben
Die Beamten versuchten, den unerwünschten 34-Jährigen zum Verlassen der Wohnung zu bringen, und verlangten außerdem einen Ausweis. Die Situation eskalierte. Die Uniformierten - insgesamt waren vier Beamte im Einsatz - kündigten schließlich die Festnahme des Widerspenstigen nach dem Verwaltungsstrafgesetz an. Darauf griff der 34-Jährige nach einem Küchenmesser und soll körpernahe Schnitt- und Stichbewegungen in Richtung der Polizisten ausgeführt haben. Selbst ein Pfefferspray-Einsatz und ein Warnschuss, den eine Beamtin aus ihrer Dienstwaffe abgab, beeindruckten ihn wenig. Erst ein Einsatzkommando der beigezogenen WEGA konnte den Rabiaten bändigen und überwältigen.

Er habe sich „gewehrt, weil ich keine Luft mehr zum Atmen hatte“, erklärte der Angeklagte, weshalb er sich bewaffnet hatte. Ein Beamter habe ihn mit einem Halsklammergriff zu Boden gezogen. Er sei keinesfalls in Verletzungsabsicht vorgegangen: „Ich wollte ihnen sagen, dass ich eine Erklärung brauche. So einfach lasse ich mich nicht festnehmen. Ich denke, ich habe ein Recht, mit der Polizei zu reden.“

Kein Mordversuch
Die Geschworenen verwarfen mit dem knappestmöglichen Quorum von 4:4 Stimmen - bei Stimmengleichheit wird die Abstimmung zugunsten des Angeklagten gewertet - den inkriminierten versuchten Mord. Der Mann wurde stattdessen des versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt für schuldig befunden. Nach Rücksprache mit seinem Verteidiger akzeptierte der 34-Jährige die Entscheidung, die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.

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