Nicht menschlich genug

Sprachassistenten fehlt „soziale Intelligenz“

Web
26.04.2018 08:55

Digitale Assistenten wie Amazons Alexa, Apples Siri oder Microsofts Cortana begegnen uns bereits in zahlreichen Bereichen des Alltags. Doch so natürlich die Kommunikation per Sprache mit ihnen auch ist: Viele, vor allem ältere Menschen haben eine Hemmschwelle, mit einem Computer zu reden. Denn noch fehlt es den Systemen vor allem an sogenannter „sozialer Intelligenz - eine Anzahl von menschlichen Charakteristiken an denen sich die Technologie bisweilen noch die Zähne ausbeißt“, sagt Stephan Schlögl, Assistenzprofessor am Management Center Innsbruck.

“Sprache wird zunehmend von Systemen verstanden. Ob das die Zukunft der Mensch-Maschine-Interaktion ist, lässt sich schwer sagen, vor allem weil dazu noch einige Schritte notwendig sind - etwa in Hinblick auf soziale Aspekte“, erklärt Schlögl. Sprache sei - insbesondere seit Beginn der Forschung zu künstlicher Intelligenz - das zentrale Medium, „das wir aus Forschungssicht knacken wollen. Langsam sind wir in der Lage, das auch zu tun.“

So natürlich und logisch Sprache aber auch ist: Mit einem Computer zu reden, kostet viele Menschen nach wie vor Überwindung. Und noch seien die Systeme auch nicht sonderlich intelligent: „Man muss sich im Vorfeld überlegen, was man sagt, viel mehr als bei einem normalen Gesprächspartner, der gezielt nachfragen kann, wenn er etwas nicht versteht“, sagt der Experte. „Ich muss die Interaktion lernen, was ja eigentlich diesem Natürlichen ein bisschen widerspricht.“ Besonders schwierig sei der Dialog mit Systemen, die kein Ziel - etwa einen Flug zu buchen - haben: „Der Computer weiß dann nicht genau, was er nachfragen soll, weil er eigentlich kein Verständnis aufbaut.“

Vom „Wow-Effekt“ zum Befehlston
Auch bei gängigen Sprachassistenten wie Alexa von Amazon und Siri von Apple würden sich die Anwender schon im Vorfeld die Befehle überlegen. Zuerst gebe es beim Ausprobieren einen „Wow-Effekt“, sehr schnell neige man aber zur Befehlsform, weil das kürzer und einfacher sei: „Alexa, mach das!“ Mit einem Menschen würde man nicht so sprechen. „Das ist ein sozialwissenschaftlich interessanter Aspekt, dass es anders ist mit einer Maschine zu sprechen als mit einem Menschen und wahrscheinlich immer sein wird“, so Schlögl, der derzeit den Aspekt der sozialen Intelligenz untersucht.

Wenn digitale Assistenten zusätzliche Funktionen übernehmen sollen, müssen sie aber auch sozial erträglicher und akzeptierter werden. Dann könnten sie beispielsweise als Gesprächspartner in der Altenbetreuung eingesetzt werden, so Schlögl. Auch wenn das nicht an die Kommunikation mit den Enkelkindern oder guten Freunden rankomme: Dass ältere Menschen eine Art Beziehung zu Maschinen aufbauen könnten, habe aber schon der Roboterhund Aibo (Bild unten) gezeigt.

„Heiliger Gral“ noch weit entfernt
„Mit Siri, Alexa, Cortana und Co. ist begonnen worden, Kernbereiche der Informatik aufzubrechen, indem die Technologie zu den Endusern gebracht wurde. Davor war das in irgendwelchen Labors. Jetzt hat man die Möglichkeiten zu optimieren“, sieht Schlögl große Fortschritte. Noch gebe es aber einige Hürden zu überwinden: „Vom heiligen Gral, ein System zu schaffen, das selbstständig denkt und lernt, und sich durch das dem Menschen Ureigenste - nämlich Sprache - auszeichnet, da sind wir weiter weg als manche denken“, so der Forscher.

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