Experten am Werk

Nach Zugunglück beginnt die Suche nach der Ursache

Salzburg
21.04.2018 07:17

54 Verletzte forderte ein Verschub-Unfall auf dem Salzburger Hauptbahnhof Freitagfrüh - die „Krone“ berichtete. Ein Großaufgebot an Hilfskräften versorgte die Patienten, verarztete blutige Wunden, Prellungen und sonstige Blessuren. Derweil suchen die Experten des Verkehrsministeriums nach der Ursache: Die Züge wurden abgeschleppt und genauestens überprüft. Die Frage: Technisches Gebrechen oder gar menschliches Versagen

Die Ruhe trügt auf dem Salzburger Hauptbahnhof: Die Bahnsteige fast menschenleer, nur wenige Züge fahren ein oder aus. Dafür prangt ein Polizei-Absperrband am Bahnsteig 4, riegelt die dahinter stehende Fernzug-Garnitur ab. ÖBB-Mitarbeiter holen Gepäckstücke aus dem Zug und bewahren sie auf, Spezialisten in orangen Warnwesten inspizieren Waggons und Verschublok.

Sie suchen die Ursache.

Denn nur wenige Stunden zuvor spielten sich wilde Szenen an jenem Bahnsteig 4 ab. Exakt um 4.46 Uhr in der Früh kamen die beiden Nightjets aus Venedig und aus Zürich in Salzburg an. Dort werden sie routinemäßig zusammengekoppelt um als eine Garnitur weiter nach Wien zu fahren. Dafür manövrierte eine Verschub-Lok sieben Waggons auf die „wartenden“ sechs.

Dabei passierte das Unglück: Aus noch ungeklärter Ursache schoben sich die Waggons mit gut 25 km/h und einem lauten Knall ineinander, jener mit der Nummer 304 knickte durch die enormen Kräfte sogar ein,  Fenster zersprangen.  Viele der 240 Passagiere im Zug wurden aus ihren Schlafkojen gerissen, Gepäckstücke flogen durch die Gegend. Die meisten der Passagiere dürften beim Aufprall geschlafen haben. „Es gab Verletzte in beiden Zugteilen“, berichtete ÖBB-Sprecher Robert Mosser.

Sofort rückten die Einsatzkräfte mit einem Großaufgebot am Bahnhof an. „Wir waren mit 11 Fahrzeugen, 25 Sanitätern und einem Notarzt-Team vor Ort“, so Rot-Kreuz-Sprecherin Marie Schulz.
Der Bahnsteig entwickelte sich innerhalb von Minuten zur „Krankenstation“: Die Helfer kümmerten sich um die Passagiere, verarzteten Schnitt- und Platzwunden, Prellungen und kleinere Verletzungen. „Alles wir eintrafen, war die Situation ruhig, es gab keine Panik“, schildert RK-Einsatzleiter Martin Huber. „Die Verletzten wurden gekennzeichnet und von Notarzt Thomas Walder erstuntersucht“, so Huber. „Wir mussten eine Person aus einer WC-Anlage befreien, weil sich durch die Deformierung der Waggons die Türe nicht mehr öffnen ließ“, ergänzte Reinhold Ortler, Chef der Berufsfeuerwehr, die mit den Freiwilligen mit acht Fahrzeugen bereitstand.

Insgesamt 54 Personen - darunter die 41-jährige Lokführerin - erlitten Blessuren, viele mussten in den umliegenden Spitälern ambulant versorgt werden. „Wir behandelten 25 Patienten in der Traumatologie“, bestätigt Jürgen Koehler vom Uni-Klinikum.  Eine Frau traf es schwerer: Sie musste im Unfall-Spital operiert werden, sie erlitt mehrere Rippenbrüche und einen Milzriss.

Die Vielzahl der Passagiere aus dem Zug konnten ihre Reise fortsetzen. Gegen 7.15 Uhr entspannte sich auch die Situation am Bahnhof wieder. Dann rückten die Experten der „Sicherheitsuntersuchungsstelle Schiene“ aus dem Verkehrsministerium an, nahmen die Lok sowie die 13 Waggons genau unter die Lupe. Die Frage, ob ein technisches Gebrechen oder gar menschliches Versagen vorliegt.

Gegen Mittag gaben die Behörden die Garnitur frei. Die Waggons wurden abgeschleppt, die Schienen auf Schäden kontrolliert.
Eine Suche nach der Ursache.

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