OÖ-Delegation vor Ort:

Linz und Prag rücken näher zusammen

Oberösterreich
20.04.2018 06:00

Linz und Prag rücken näher zusammen - zumindest, was die Straßenverbindung betrifft. Der tschechische Verkehrsminister Dan Ťok stellte einer hochrangigen Delegation aus Oberösterreich den Autobahn-Lückenschluss bei Budweis und damit die Fertigstellung einer durchgehenden Schnellstraßenverbindung zwischen beiden Städten für 2024 in Aussicht.

Tschechien boomt! Mit einem Wirtschaftswachstum von 4,5% im Vorjahr liegt man im Spitzenfeld Europas, die Arbeitslosenquote von nur 2,4 Prozent ist die EU-weit niedrigste. Der wirtschaftliche Optimismus ist groß, steigende Löhne befeuern die Konsumfreude. Für Österreich ist Tschechien der wichtigste Handelspartner in Mittel- und Osteuropa.

Interesse an guten Beziehungen
Daher ist das Interesse des Export-Bundeslandes Oberösterreich an guten Beziehungen mit Tschechien groß. Mit ein Grund dafür, dass die alljährlich von der Sparkasse OÖ in initiierte Informationsreise heuer nach Prag ging und dass Generaldirektor Michael Rockenschaub dabei von gleich fünf Mitgliedern der Landesregierung begleitet wurde: Neben LH Thomas Stelzer waren auch  seine Stellvertreter Michael Strugl und Manfred Haimbuchner sowie die Landesräte Birgit Gerstorfer und Günther Steinkellner an der Moldau mit dabei.

Lückenschluss Linz-Prag
Die wichtigste Erkenntnis nach 48 Stunden war, dass die Fertigstellung der auch  aus wirtschaftlicher Sicht so wichtigen durchgehenden Schnellstraßenverbindung Linz-Prag  nun tatsächlich absehbar sein dürfte. Verkehrsminister Dan Ťok kündigte den Lückenschluss rund um Budweis für 2024 an. Die Fahrzeit wird sich dadurch um ca. 45 Minuten auf 2,5 Stunden verkürzen.

Premierminister als „Freund Österreichs“
In einem Gespräch mit Premierminister Andrej Babiš betonte auch dieser, dass die Verbesserung der Infrastruktur im Mittelpunkt gemeinsamer Anstrengungen stehen müsse. Als „Freund Österreichs“ wies er auch auf ähnliche Positionen innerhalb der EU in Fragen wie Migration und Grenzschutz hin. Zusammen arbeite man ja auch die lange gemeinsame, aber unterschiedlich erlebte und teilweise auch belastete Vergangenheit auf: Ein vom Land OÖ gefördertes Österreichisch-Tschechisches Geschichtsbuch erscheint noch heuer in Deutsch und 2019 auf Tschechisch.

„Wir müssen die Dynamik nützen“
Historiker beider Länder erarbeiteten die verbindende und trennende Geschichte. Auch die Beneš-Dekrete zur Vertreibung und Enteignung der Sudetendeutschen wurden dabei nicht ausgespart. Kontroversielle Anschauungen wurden mit Babiš ebenfalls angesprochen: „Wir konnten unsere Sorgen bezüglich Temelin und möglicher Endlager deutlich machen“, sagte LH Thomas Stelzer im Anschluss. Nicht nur sein Resümee: Tschechien bietet unseren Betrieben hervorragende Chancen - etwa im Maschinen- und Anlagenbau. Denn die Kehrseite des tschechischen Wachstums - ein eklatanter Mangel an (qualifizierten) Arbeitskräften und die deshalb stark steigenden Löhne - führen zu vermehrter Automatisation. Stelzer: „Wir müssen die Dynamik hier nutzen.

Tschechien darf “kein weißer Fleck„ sein
Eine Dynamik, die sich auch in der blitzsauberen Prager Altstadt zeigte. Bei einem Spaziergang mit dem in Prag lebenden Welser Hans Herwig Olbrich stellte dieser neben architektonischen Glanzlichtern aus allen Epochen auch einige höchst erfolgreiche eigene Projekte als Immobilienentwickler vor. Auch abschließende Gespräche mit der tschechischen Schwester der Sparkasse OÖ, der Česka spořitelna (Tschechische Sparkasse) unterstrichen das gute  Wirtschaftsklima im Nachbarland. 400 oberösterreichische Betriebe mit Niederlassungen in Tschechien nützen dieses Klima bereits. Einer davon ist das Linzer Handelsunternehmen VOG (bekannte Marken im Lebensmittelbereich etwa Rapso und Lenz Moser; Umsatz: 244 Millionen Euro), das von Stranšice bei Prag aus Tschechien und die Slowakei mit Food und Non-Food beliefert. Vorstandsvorsitzender Walter Holzner bringt es auf den Punkt: “Ein so wichtiger Nachbar darf kein weißer Fleck auf der Karte sein.„  Und deshalb will auch Sparkassen-General Michael Rockenschaub hier “Niemandsland bearbeiten - (siehe Interview mit ihm unten).

Harald Kalcher/Kronen Zeitung

Bei aller Dynamik in Tschechien selbst und bei den wirtschaftlichen Beziehungen mit unserem Nachbarland ortet Sparkassen-OÖ-Generaldirektor Michael Rockenschaub Nachholbedarf in der unmittelbaren Grenzregion. „Es gibt zu wenig Dienstleistungs-Austausch und kaum gemeinsame Start-ups!“

„Krone“: Herr Generaldirektor, die alljährliche Sparkassenreise hat Tradition. Warum ging es heuer nach Prag?
Michael Rockenschaub: Tschechien entwickelt sich großartig, es herrscht wie bei uns Hochkonjunktur. Das spielt für mittelgroße und größere Betriebe in Oberösterreich eine Rolle, auch viele unserer Kunden investieren hier.

„Krone“: Dennoch sehen Sie noch Nachholbedarf.
Michael Rockenschaub: Im Grenzraum mit Südböhmen sind unsere Beziehungen eher eine Einbahnstraße. Tschechische Dienstleister kommen zu uns, umgekehrt passiert da zu wenig. In vergleichbaren Grenzregionen funktioniert dieser Austausch besser.

„Krone“: Wie kann man dieses Potenzial heben?
Michael Rockenschaub: Was es nicht gibt, sind gemeinsame unternehmerische Aktivitäten. Da können auch wir als Sparkasse OÖ ein Motor sein.

„Krone“: Inwiefern?
Michael Rockenschaub: Wir würden mit unserer Erfahrung auf diesem Gebiet zum Beispiel gerne junge Gründer von gemeinsamen Start-ups am  Handels- und  Dienstleistungs-Sektor  unterstützen.

Interview: Harald Kalcher

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