Aufladen während Fahrt

E-Autos: Schweden hat erste Stromstraße der Welt

Ausland
15.04.2018 17:10

Es erinnert an eine Carrera-Rennbahn: In Schweden können Elektroautos jetzt während der Fahrt über die erste Strom-Ladestraße der Welt „betankt“ werden. Die zwei Kilometer lange Versuchsspur ging vor wenigen Tagen nahe der Hautstadt Stockholm in Betrieb. Beim Modellversuch soll es aber nicht bleiben, das schwedische Verkehrsministerium will die Elektromobilität mit der neuartigen Lademöglichkeit für die Batterien in E-Autos landesweit massiv ausbauen und den Fahrzeugbesitzern zur Verfügung stellen.

Das System funktioniert folgendermaßen: Um die Elektroautos während der Fahrt zu laden, wurde eine Schiene vertieft in den Asphalt eingelassen. Mittels einem auf einem beweglichen Arm angebrachten Stromabnehmer an der Unterseite der Elektroautos können diese sich den Strom aus dem Boden „zapfen“. Die Rede ist von einem „dynamischen Aufladen“, das im Vergleich zu den Ladestationen am Straßenrand auch den wesentlich billigeren Bau von kleineren Akkus begünstigen würde.

Der Stromabnehmer verbindet sich mit der Schiene, wodurch der Akku des Autos während der Fahrt aufgeladen wird. Dabei kann das System jederzeit genau feststellen, wie viel Energie ein auf der Straße fahrendes Auto aus der Leitschiene entnimmt - so kann sie dem Fahrer jederzeit exakt berechnet werden. Wenn das Auto überholt oder aus anderen Gründen die Spur verlässt, wird der Stromabnehmer automatisch eingefahren.

Die nun eröffnete Strecke ist etwa zwei Kilometer lang und führt vom Logistikzentrum Rosersberg zum Flughafen Arlanda. Als erstes befährt die Strecke das Logistikunternehmen Postnord mit einem umgerüsteten Lkw. Die Stromstraße ist unterteilt in Abschnitte von 50 Metern, die nur mit Strom versorgt werden, wenn sich ein Fahrzeug auf dem entsprechenden Fahrbahnbereich befindet.

Projektbetreiber von Sicherheit überzeugt: „Kann barfuß darüber laufen“
Laut eRoadArlanda, dem Konsortium hinter dem Projekt, ist das System sehr sicher. An der Oberfläche der Schiene fließt kein Strom. Dieser befindet sich in der Rille zwischen der Schiene in etwa fünf bis sechs Zentimetern Tiefe. Selbst wenn man die Straße mit Salzwasser flute, würde die Spannung an der Oberfläche nur ein Volt betragen. Man könne barfuß darüber laufen.

Die Pläne für das Stromstraßen-System sind ambitioniert: eRoadArlanda-Geschäftsführer Hans Säll will die 20.000 Kilometer Autobahn in dem Land im Norden Europas zur Gänze mit dem Energieladesystem aufrüsten. „Das reicht aus“, so Säll gegenüber dem britischen „Guardian“, „denn in Schweden muss niemand weiter als 45 Kilometer zurücklegen, um auf eine Autobahn zu gelangen, auf der er dann sein Auto mit frischem Strom aufladen kann“.

Säll ist gar überzeugt, dass bereits 5000 umgebaute Autobahnkilometer ausreichen würden, um eine funktionierende Stromversorgung zum Aufladen der Autobatterien im gesamten Straßennetz Schwedens zu ermöglichen. Das mache das System vergleichsweise günstig, auch wenn jeder adaptierte Kilometer gut eine Million Euro verschlingen wird. Dies sei immer noch um ein Vielfaches günstiger als ein vergleichbarer Ausbau einer Straßenbahnlinie in der Großstadt.

Die elektrifizierte Straße stößt etwa auch in Deutschland auf Interesse. Im Februar 2017 hatte Schwedens Premierminister Stefan Löfven Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin besucht. Dabei haben die beiden eine Kooperation vereinbart, wonach in Deutschland eine Strecke von zwölf Kilometern elektrifiziert werden soll.

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