E-Bikes im Trend

Fitmacher mit Risiko?

Gesund
07.04.2018 06:00

So gesund Fahrradfahren auch ist, mit den schnellen, mittlerweile sehr beliebten Pedelecs können leichter Unfälle passieren. Lesen Sie, wie Sie damit in Zukunft problemlos unterwegs sind und was Sie dabei beachten müssen.

Wer auf ein E-Bike umsattelt, liegt derzeit voll im Trend! Im Jahr 2016 wurde bereits in jedem fünften in Österreich verkauften Rad ein Elektromotor verarbeitet, Tendenz steigend. Vor allem für Menschen, die eher unsportlich sind, wieder mehr Bewegung in ihren Alltag einbauen möchten oder ältere Personen stellt die moderne Art des Fahrens einen guten Einstieg in ein fitteres Leben dar: Studien belegen, dass sich das Risiko für Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems im mittleren Alter um das 20-fache verringert, wenn man regelmäßig den „Drahtesel reitet“. Der Fettstoffwechsel wird angekurbelt, Muskeln und Ausdauer trainiert.

Der Nachteil der flotten Flitzer: Sie bringen ein höheres Verletzungsrisiko mit sich als herkömmliche Fahrräder. Allein im Jahr 2016 verunfallten hierzulande 3700 Personen mit dem motorisierten Bike so schwer, dass sie im Spital behandelt werden mussten. „Die gehäufte Verletzungsgefahr hat mehrere Ursachen: Grundsätzlich wiegt das E-Bike deutlich mehr, die Gewichtsverteilung durch Akku und Motor präsentiert sich anders als bei klassischen Rädern. Das verändert die Fahrdynamik, eine Schwierigkeit, an der die Techniker allerdings arbeiten“, erklärt DI Christian Kräutler, Leiter des Bereiches für Haushalts-, Freizeit- und Sportsicherheit des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV). „Vor allem die Anfahrtsbeschleunigung ist sehr ungewohnt. Die Motorunterstützung beeinflusst ebenfalls das Verhalten in Kurven, was den Fahrer mitunter schon recht heftig überraschen kann.“

Ein weiteres „Problem“ stellen die anderen Verkehrsteilnehmer dar: Studien aus der Schweiz haben gezeigt, dass diese das Fahrverhalten und die Geschwindigkeit der E-Bikes vollkommen falsch einschätzten. „Ein Autofahrer sieht einen meist älteren, aufrecht, scheinbar gemütlich radelnden Menschen auf sich zukommen. Fazit: Er hält ihn für wesentlich langsamer als er ist - und riskiert eventuell ein gefährliches Manöver. Der vermeintlich gemächliche Verkehrsteilnehmer kann allerdings Geschwindigkeiten von bis zu 25 km/h erreichen. So kommt es schnell zu Zusammenstößen“, fasst DI Kräutler zusammen. Außerdem steigen oft ungeübte Radfahrer auf die motorisierten Geräte auf. Eine weitere Gefahrenquelle.

Wer sich ein E-Bike zulegen möchte, sollte zuvor einiges beachten, zuallererst: Wofür brauche ich das Gerät überhaupt? Für die Stadt oder gar für längere Ausflüge in die Berge? Werde ich es mit dem Auto transportieren müssen? Wo kann ich es anstecken, muss der Akku abnehmbar sein? Für jeden Bedarf stehen verschiedene Modelle zur Verfügung. Die Qualität ist in den vergangenen zwei Jahren deutlich besser geworden. Vor einem halben Jahrzehnt noch zeigten sich Probleme mit der Technik oder machten Berichte über brennende Akkus die Runde. Ein qualitativ gutes E-Bike oder Pedelec, wie die Gefährte eigentlich heißen, findet sich ab 1500 Euro. „Ich empfehle auf jeden Fall, sich von einem Fachhändler beraten zu lassen“, so DI Kräutler. „Dort sollten Sie unbedingt auch eine Probefahrt machen, um den Sitzkomfort zu testen. Mitunter ist man ja mit zusätzlicher Schubkraft dann doch um einiges länger unterwegs als früher auf seinem alten ,Drahtesel‘.“

Hoch im Kurs steht auch, die E-Bikes „unter der Hand“ zu „tunen“, also die mögliche Schnelligkeit zu erhöhen. „Das ist sogar relativ einfach zu erreichen, muss aber unterlassen werden! Schließlich wäre man dann mit einem illegalen Fahrzeug unterwegs, was hohe Strafen nach sich zieht, vor allem auch, wenn ein Unfall passiert“, warnt DI Kräutler. Schätzungen zufolge ist jedes dritte Pedelec auf diese Weise manipuliert und erreicht Geschwindigkeiten von etwa 50 km/h.

Eine sichere Fahrt
Mit folgenden Experten-Tipps radeln Sie gemütlich dahin:

  • Vor dem ersten Fahrvergnügen sollten Sie unbedingt die Gebrauchsanweisung studieren. Lesen Sie die Anleitung genau durch, um sich mit den Funktionen vertraut zu machen.
  • Wenn möglich, machen Sie unbedingt einen Kurs für den sicheren Umgang mit einem E-Bike. Ansonsten üben Sie zunächst einmal ohne Zuschaltung des Motors. Gewöhnen Sie sich erst an die andere Gewichtsverteilung, um dann langsam die erste Geschwindigkeitsstufe einzuschalten. Später steigern.
  • Vergessen Sie niemals, einen Fahrradhelm aufzusetzen! Inzwischen wird sogar spezieller Kopfschutz für E-Bike-Fahrer angeboten. Ein Sturz bei 25 km/h entspricht immerhin einem ungebremsten Fall aus 2,5 Metern Höhe.
  • Vor der Ausfahrt immer die Reifen, Schaltung, Bremsen und das Licht kontrollieren.
  • Achten Sie darauf, für andere sichtbar zu sein, indem Sie auf korrekte Beleuchtung setzen - schon in der Dämmerung. Schweizer Experten berichten davon, dass dort viele E-Biker zusätzlich neonfarbene Sicherheitswesten anlegen.

Eva Greil-Schähs, Kronen Zeitung

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