Osteoporose

Stillen als Kalziumräuber

Gesund
16.04.2018 06:00

Fälschlicherweise wird Knochenschwund meist als Krankheit im höheren Alter angesehen. Es kann aber auch jüngere Frauen treffen, etwa in der Schwangerschaft und während des Stillens. Rechtzeitig Vorbeugen hilft das Risiko zu verringern.

Für die Knochenbildung benötigt das ungeborene Kind Kalzium, das während der Schwangerschaft dem mütterlichen Skelett entzogen wird.  In der Regel schützt das während dieser Zeit reichlich im Körper gebildete Hormon Östrogen den Stützapparat der Mutter vor einem zu hohen Mineralverlust. Dieser Schutz geht jedoch nach der Geburt durch das Sinken des Östrogenspiegels wieder verloren. In der Stillphase kann das Neugeborene daher täglich bis zu 150 Milligramm Kalzium aufnehmen. Ist die Mutter nicht in der Lage, diesen Verlust zu kompensieren, nimmt ihre Knochendichte ab. 

Schwangerschaftsosteoporose ist eine seltene,  für die Betroffenen aber folgenschwere Erkrankung. Meist unbekannte Gründe verursachen im dritten Trimester oder in den ersten Monaten nach der Geburt eine Störung des Knochenstoffwechsels mit übermäßigem Abbau, der zu Wirbelbrüchen oder Oberschenkelfrakturen führen kann. Der starke Kalziumverlust durch das Stillen schwächt das Skelett unter Umständen so stark, dass bereits das Heben des Kindes ein Risiko darstellt.  Genaue Daten, wie viele Österreicherinnen tatsächlich betroffen sind, liegen keine vor. Zahlen aus Deutschland zeigen, dass im Schnitt etwa eine von 250.000 Frauen im Rahmen einer Schwangerschaft einen Knochenschwund erleidet. Da Symptome wie Rückenschmerzen meist als normal angesehen werden und keine weitere Abklärung erfolgt, dürfte die Dunkelziffer höher sein.

Symptome ernst nehmen
Grundsätzlich kann jede Frau diese Sonderform der Osteoporose erleiden. Besteht jedoch bereits eine niedrigere Knochenmasse oder eine genetische Vorbelastung erhöht sich das Risiko deutlich. Ebenso bei einer vorliegenden Unterversorgung mit Vitamin-D oder Kalzium. Ein Zusammenhang wird auch bei chronischen Darm-, Lungen- oder Autoimmunerkrankungen, vorangegangener Magersucht mit Östroganmangel, einem Body Mass Index von unter 20 sowie bei Stress oder übermäßiger körperlicher Belastung gesehen. Mit zunehmendem Alter der Gebärenden steigt auch die Osteoporosegefahr.  Starke Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule und der unteren Extremitäten sollten auf keinen Fall als natürliche Begleiterscheinungen abgetan werden.  In den meisten Fällen wird erst dann die Diagnose gestellt, wenn bereits Knochenbrüche vorliegen. Dies gibt es zu vermeiden.

Zum Schutz der Knochen
Bei Bestehen oben genannter Gegebenheiten sollte daher nach Möglichkeit noch vor der Schwangerschaft eine Knochendichtemessung durchgeführt  werden. Experten raten Risikopatientinnen zu einem raschen Abstillen beziehungsweise auf das Stillen gänzlich zu verzichten. Eine medikamentöse Therapie zur Behandlung der Osteoporose erfolgt in der Regel erst nach der Schwangerschaft beziehungsweise Stillphase. Bei vielen Betroffenen regeneriert sich der Knochenstoffwechsel wieder vollkommen, manchmal sogar ganz von selbst.  Prävention wird dennoch empfohlen: durch eine vitamin- und kalziumreiche Ernährung, Stärkung der Muskulatur und Vermeidung von Faktoren wie Nikotinkonsum oder Vitamin D-Mangel. Ein wichtiger Schritt beginnt jedoch bereits in der Kindes- und Jugendzeit. In dieser Phase des stärksten Wachstums zeigen körperliche Aktivität und Sport die optimale Wirkung auf das Erreichen einer guten Knochendichte und können Osteoporose entgegenwirken - nicht nur während der Schwangerschaft sondern auch später im Alter. 

Gesundheitsredaktion, Kronen Zeitung

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