Spektakuläre Giftfälle

Geheimdienste und ihre fast perfekten Verbrechen

Ausland
16.03.2018 07:14

Es sind fast perfekte Verbrechen. Die Palette an Substanzen ist vielfältig, das Ziel immer das gleiche: der Tod. Wie Agenten lautlos aus dem Weg geräumt werden – fünf spektakuläre Fälle.

Fall 1 Litwinenko, Alexander: Ein Schluck grüner Tee wurde dem Putin-Gegner zum Verhängnis. 1999 war der russische FSB-Agent zum britischen Geheimdienst MI6 übergelaufen. Bei einem Treffen mit Kollegen aus Geheimdienstzeiten bekam Litwinenko 2006 das Getränk angeboten – kurze Zeit später rang er mit dem Tod. Sein Bild im Sterbebett mit kahlem Schädel ging um die Welt. Ärzte entdeckten Spuren des radioaktiven Elements Polonium-210 in seinem Urin – leider zu spät. In den britischen Akten heißt es, Russlands Präsident Wladimir Putin habe Litwinenkos Ermordung „wahrscheinlich persönlich gebilligt“.

Gift im Abendessen
Fall 2
Juschtschenko, Wiktor: Der ehemalige ukrainische Präsident kann von Glück sagen, dass er noch lebt. Nach einem Abendessen mit dem ukrainischen Geheimdienstchef überfielen Juschtschenko starke Schmerzen: Seine Organe waren völlig entzündet, sein Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Er begab sich in die Behandlung von Wiener Ärzten. Diagnose: Dioxin im Blut. Das Gift ist auch unter dem Namen Agent Orange bekannt und wurde als Entlaubungsmittel im Vietnamkrieg eingesetzt. Juschtschenko vermutet Russland als Drahtzieher des Attentats.

Unbemerkter Angriff mit Rizin-Regenschirm
Fall 3 
Markov, Georgi: Der Tod des Bulgaren zählt zu den spektakulärsten Verbrechen unserer Zeit. 1978 pikste ein Unbekannter den Schriftsteller mit einem Regenschirm ins Bein. Tage später war Markov tot. In der Spitze des Schirms befand sich Rizin – ein Pflanzengift. Bis heute gibt es keine Täter, der Verdacht fällt aber auf die bulgarische Regierung. Der Anschlag passierte am 67. Geburtstag des damaligen Staatschefs Todor Schiwkow.

Mord mit Kampfstoff Novichok
Fall 4
 Skripal, Sergej: Passanten fanden den ehemaligen Doppelagenten am 4. März 2018 mit seiner Tochter Julia auf einer Parkbank in Salisbury – beide mehr tot als lebendig. Ermittlungen ergaben: Die gebürtigen Russen wurden mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet. Großbritanniens Premierministerin Theresa May gibt dem Kreml die Schuld und stellte Russland ein Ultimatum – ohne Erfolg.

Nervengift ins Gesicht gerieben
Fall 5
 Jong Nam, Kim: „Mein Bruder, der Feind“: Der bei Nordkoreas Diktator Kim Jong Un in Ungnade gefallene Kim Jong Nam befand sich 2017 auf dem Flughafen im malaysischen Kuala Lumpur, als ihm zwei Frauen das Nervengift VX ins Gesicht rieben – er starb noch im Krankenwagen. Seine Mörderinnen sollen Agentinnen aus Nordkorea sein. Bis heute wurde niemand zur Rechenschaft gezogen.

Alexandra Halouska, Katharina Pirker und Matthias Lassnig, Kronen Zeitung

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