Teure Esoterik

KH Nord: Stadt schaltet die Justiz ein

Österreich
15.03.2018 13:46

95.000 Euro bezahlten die Wiener KH-Nord-Bauherren für „Schwingungs-Erhöhungen“ und einen „Energie-Schutzring“ auf ihrer Spitals-Baustelle. Was viele „Krone“-Leser für einen Scherz hielten, sorgt nun für massive politische Turbulenzen. So fordert die ÖVP den Rücktritt der SPÖ-Gesundheitsstadträtin. Die geht jetzt in die Offensive: Sie erstattete Anzeige bei der Staatsanwaltschaft und zog die KH-Nord-Projektleiterin ab.

Der öffentliche Druck war zu groß, die nach vielen Skandalfällen ohnehin schon angezählte Wiener Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) musste Donnerstagmittag dann doch handeln: Nach dem „Krone“-Bericht über die Bezahlung von 95.000 Euro Steuergeld an den „Bewusstseins-Forscher“ Christoph F. ordnete Frauenberger an, dass eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft geht. So hat der Bewusstseins-Coach – wie „Krone“-Leser bereits wissen – in drei Monaten bis Jänner 2018 die „Schwingungen am Spitalsgrundstück erhöht“, angeblich einen „Energie-Schutzring“ um die Baustelle errichtet und noch in Wien-Floridsdorf „die Materie gesichert“.

Außerdem ließ die Gesundheitsstadträtin die für diesen seltsamen Auftrag zuständige KH-Nord-Projektleiterin abziehen. „Wir können eine persönliche Beziehung zu diesem Bewusstseins-Forscher bisher noch nicht ausschließen“, meint dazu ein Sprecher der Stadträtin. Und auch die Interne Revision der Stadt Wien wird den Auftrag „auf Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit überprüfen“.

„Wer seine Krankenhausdirektoren einen ,Energie-Schutzring‘ für ein milliardenschweres Spitalsprojekt bestellen lässt und einem ,Bewusstseins-Forscher‘ 95.000 Euro Steuergeld überweist, ist rücktrittsreif“, reagiert Wiens ÖVP-Klubobmann Manfred Juraczka scharf auf die nun aufgeflogene Auftragsvergabe.

Immerhin hat der Ex-Autohändler und jetzige Bewusstseins-Forscher Christoph F. für seine Tätigkeit einen Monatsbezug von 31.667 Euro erhalten. Oder auf die zwölf Seiten seines Leistungsprotokolls umgerechnet, kostete die Wiener jede DIN-A4-Seite 8000 Euro.

Dass der „Schwingungs-Erhöhungs“-Profi dazu auch noch Coachings abgehalten hat, wird zwar von der KH-Nord-Führung behauptet, die „Krone“ erhielt dazu aber keine Belege.

„Die einzigen ,negativen Energien‘, die dieses Krankenhaus belasten, sind rot-grüne Misswirtschaft und die Unprofessionalität“, fordert Juraczka, dass SPÖ-Stadtchef Michael Ludwig „jetzt endlich“ Konsequenzen zieht und Frauenberger abberuft.

FPÖ-Parlamentsklubchef Johann Gudenus sieht ebenfalls „dringenden Handlungsbedarf“ bei Ludwig: „Er hat die Verantwortung, in dieser Causa sofort reinen Tisch zu machen.“

Offen ist noch immer, ob Gesundheitsstadträtin Frauenberger von Bewusstseins-Forscher Christoph F. Geld zurückfordert. Dessen Leitspruch ist übrigens: „Wir vermitteln Wissen jenseits des Vorstellbaren“ ...

Richard Schmitt
Richard Schmitt
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