Spritverbrauch

EU-Kommission sagt Tricksern den Kampf an

Motor
12.03.2018 10:06

Spritverbrauch und Abgasmessung bei Autos sind derzeit heiß diskutierte Themen: Im Kampf gegen Manipulationen will die EU-Kommission jetzt die Auflagen für Europas Autoindustrie weiter verschärfen. Künftig sollen Messgeräte an Bord der Fahrzeuge standardisierte und europaweit einheitliche Informationen über den tatsächlichen Verbrauch auf der Straße und damit auch den Ausstoß von Treibhausgas liefern, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“.

(Bild: kmm)

Mit den geplanten Tests direkt an Bord der Autos will Brüssel die bislang oftmals bestehende Diskrepanz zwischen den im Labor gemessenen und den tatsächlichen Verbrauchswerten verringern, heißt es in den Bericht. Am Freitag startete die EU-Kommission eine öffentliche Konsultation, am 5. April soll dann der offizielle Vorschlag folgen. Diesem müssten nach Prüfung durch das EU-Parlament die Mitgliedsstaaten noch zustimmen.

Neuwagen verbrauchen oftmals um die Hälfte mehr als angegeben
Argumentationshilfe gibt Brüssel bei dem Vorstoß die Umweltorganisation ICCT. Demnach sei der tatsächliche CO2-Ausstoß und Spritverbrauch vieler Neu-Pkw auf der Straße deutlich höher, als die Hersteller in ihren Katalogen angeben. Daran habe sich in den letzten Jahren nichts geändert, im Schnitt betrage die Abweichung zwischen realem und offiziellem Verbrauch 42 Prozent. Zum Vergleich: Vor sechs Jahren hatte die Diskrepanz real/getestet noch bei 23 Prozent, vor zehn Jahren bei lediglich 15 Prozent gelegen.

Die beiden vor Kurzem eingeführten Testzyklen - die „Krone“ berichtete - WLTP (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure) und RDE (Real Driving Emissions) reichen der EU-Kommission noch nicht, wie aus dem Bericht der „Süddeutschen“ hervorgeht. Nötig sei ein Überblick über die tatsächlichen Verbrauchs- und Emissionswerte.

Erst mithilfe solcher Informationen aus konventionellen und Hybrid-Pkw auf Europas Straßen lasse sich die Realitätsnähe der neuen Tests beurteilen, zitiert das Blatt aus der Brüsseler Vorlage. Denn, so die Argumentation, es bestehe die Gefahr, dass Hersteller auch bei den neuen Zulassungstests Toleranzbereiche unterschiedlich ausnutzten und dadurch der Wettbewerb verzerrt werde.

Ab 2021 sollen die Werte deshalb einheitlich auf der Straße gemessen werden. Die Technik gibt es bereits, allerdings sind in Europa dafür keine Standards festgelegt. Auch das will die Kommission nun dem Bericht zufolge ändern. Als Vorbild wird Kalifornien genannt, wo bereits ab 2019 solche Standards gelten sollen. Teuer sollen die Messungen nicht sein. Es gehe um höchstens einen Euro pro Fahrzeug, wie sich aus einer kalifornischen und einer niederländischen Studie ergebe.

Bereits große Unterstützung für Vorstoß
Für den Vorstoß, der aus Frankreich kommt, gibt es laut „SZ“ bereits große Unterstützung. Genannt werden unter Berufung auf einen internen Bericht der deutschen Bundesregierung die Niederlande, Dänemark, Belgien, Schweden, Slowenien und Irland. Die Autoländer Italien und Rumänien hätten dagegen einen Prüfvorbehalt eingelegt. Deutschland selbst habe sich indessen noch nicht positioniert.

Ein besonders wichtiger Aspekt bei den geplanten Real-Messungen: Die Mess-Software muss gegen Manipulationen geschützt sein. Zugriff auf die Informationen soll deshalb nur mit einem speziellen Gerät möglich sein. Die nationalen Zulassungsbehörden sollen verpflichtet werden, jährlich einen fixen Prozentsatz der Fahrzeuge zu überprüfen. Eine „elektronische Plattform“ der Kommission soll „den Informationsfluss erleichtern“ und den nationalen Behörden „bei ihren Entscheidungen helfen“.

Die Kommission will die Daten bei der für 2024 vorgesehenen Überprüfung der Emissionsziele nutzen. Im November hatte sie neue Grenzwerte vorgeschlagen: Neuwagen sollen bis 2025 im Schnitt zunächst 15 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen, bis 2030 dann 30 Prozent weniger. Sonst drohen den Autobauern deftige Strafen. Das Europäische Parlament und die Mitgliedsstaaten müssen die Ziele allerdings noch genehmigen.

Erste Proteste gegen die EU-Pläne
Laut der „SZ“ rege sich aber in den ersten Ländern bereits Protest gegen den Plan. So bewertet Polen die Ziele einem internen Bericht der Bundesregierung zufolge „als zu hoch“, vor allem wegen der nötigen Ladeinfrastruktur für E-Autos. Auch Tschechien meldete Änderungsbedarf an. Und in Deutschland kritisiert die Opposition, allen voran die Grünen, die bisherige Zurückhaltung Deutschlands als „Schutzpatron der Autoindustrie“ scharf.

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(Bild: kmm)



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