Bringt Klagen ein

So kämpft Charly Kahr gegen die Sex-Kampagne

Österreich
11.03.2018 06:00

Die Missbrauchs-Anschuldigungen belasten den inzwischen 85-jährigen Charly Kahr massiv. Doch er setzt sich zur Wehr. Der Anwalt des einstigen Erfolgstrainers hat nun mehrere Klagen eingebracht. Im Prozess wird auch Skilegende Annemarie Moser-Pröll aussagen. Der Streit unter früheren Rennläuferinnen ist voll entbrannt ...

Seit Monaten schon schwelt die Auseinandersetzung um angeblichen Missbrauch im Umfeld des österreichischen Skiteams in den 1970er- und 1980er-Jahren. Nicola Werdenigg, einst aktive Rennläuferin, war die Erste, die schwere Anschuldigungen erhoben hat.

„Klima des Missbrauchs“ vorgeworfen
Dann fiel auch der Name einer zentralen Figur der damaligen Zeit: Charly Kahr. Der 85-Jährige sah sich plötzlich mit massiven Vorwürfen konfrontiert. In einem Artikel in der „Süddeutschen Zeitung“ musste die einstige Trainerlegende lesen, unter seiner Ägide habe ein „Klima des Missbrauchs“ geherrscht, und er selbst wurde der Vergewaltigung bezichtigt – großteils von anonymen Quellen. Kahr ließ dem Blatt über seinen Anwalt ausrichten, dies seien alles völlig falsche, „aus der Luft gegriffene Behauptungen“. Die „Krone“ fragte bei seinem Verteidiger Manfred Ainedter nach, wie sich sein Mandant weiter zur Wehr setzen wolle.

Und der renommierte Verteidiger legt los: zum einen mit einer Klage gegen das Münchner Blatt. Wie dieses darauf reagiert, ist noch nicht klar. In einem in Österreich laufenden Ermittlungsverfahren hat ein Vertreter der Zeitung weitere Angaben „über die Berichterstattung hinaus“ verweigert. Dies wird in einem Medienprozess kaum zur Rechtfertigung reichen.

Annemarie Moser-Pröll bricht Lanze für Kahr
Fast brisanter ist die zweite Klage, die von Anwalt Ainedter bestätigt wird. Hier kommt Österreichs Skilegende schlechthin ins Spiel: Annemarie Moser-Pröll. Die heute 64-Jährige hatte in Interviews öffentlich betont, in ihrer aktiven Zeit weder negative Erfahrungen noch Beobachtungen gemacht zu haben. Was offenbar eine frühere Kollegin empörte: Ingrid Gfölner, fast im gleichen Alter wie Moser-Pröll, schrieb der einstigen Seriensiegerin eine wütende WhatsApp-Nachricht, in der sie Charly Kahr neuerlich des Missbrauchs bezichtigte und sich auf Gespräche mit der damaligen Zimmerpartnerin bezog. Was Moser-Pröll entschieden in Abrede stellt.

Auch Gfölner bekam bereits im Namen Kahrs eine Klage zugestellt. Beim Prozess ist Moser-Pröll als Kronzeugin geladen. Und sie wird dort wohl auch nichts anderes sagen als in bisherigen Interviews: „Solange ich im aktiven Rennsport mit dabei war, hat sich bei uns überhaupt nichts zugetragen, nicht das Geringste. Ich hätte mich zu wehren gewusst.“

Mit Charisma und Härte
Treffen mit Charly Kahr sind auch über 30 Jahre nach seiner Trainerkarriere ein Erlebnis. Weil er nichts von Charisma, Überzeugungskraft und der gesunden Härte, mit der er einst das Zepter schwang, verloren hat.

Ende der 60er-Jahre war er Chef des Damenteams, um dann zu den Herren zu wechseln. Wo er sich rasch den Spitznamen „Downhill Charly“ erarbeitete. Am liebsten wäre ihm wahrscheinlich gewesen, wenn er aus jedem Läufer einen Abfahrer gemacht hätte. Was auch Kritiker auf den Plan rief. Aber letztlich gaben ihm die Erfolge recht. In seiner Ära gewann Österreich nahezu bei jedem Großereignis Gold in der Königsdisziplin. Bei den Weltmeisterschaften 1978 und 1982 durch Sepp Walcher und Harti Weirather, bei Olympia 1980 durch Leonhard Stock. Und auch für einen der bis heute denkwürdigsten Sporterfolge unseres Landes war er als Trainer mitverantwortlich: für Franz Klammers Ritt zum Olympiasieg 1976 in Innsbruck.

1985 zog sich Kahr aus dem Spitzensport zurück. Mit diversen Betrieben blieb er aber auch im zweiten Leben auf der Erfolgsspur. Heute ist er 85 und führte in seiner Heimat Schladming ein glückliches, zufriedenes Leben. Bis ihn die Vergangenheit einholte. Nicht in Form seiner Triumphe, sondern in Form von Vergewaltigungsvorwürfen. Von denen ein halbes Jahrhundert lang nichts zu hören war - die jetzt aber zum Fall für die Justiz werden.

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