Flucht vor Erdogan

Immer mehr Türken erhalten Asyl in Deutschland

Ausland
03.03.2018 17:18

In Deutschland erhalten deutlich mehr Türken als noch vor einem Jahr Asyl. Im Jänner sei die Anerkennungsquote bei 38,2 Prozent gelegen, berichteten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Samstag unter Berufung auf eine Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion. Im Jänner 2017 war die sogenannte Gesamtschutzquote bei 6,4 Prozent, im Juli 2017 bei 22 Prozent gelegen. Seit dem Putschversuch im Sommer 2016 herrscht in der Türkei der Ausnahmezustand. Zahlreiche Staatsbürger flüchten angesichts politischer „Säuberungen“ und massenhafter Inhaftierungen seitens des Regimes von Präsident Recep Tayyip Erdogan.

Seit dem Putschversuch gegen Erdogan im Sommer 2016 steigt in Deutschland die Zahl der Asylwerber aus der Türkei. 741 Türken stellten dem Bericht zufolge im Jänner 2018 einen Asylantrag in Deutschland. Davon wurden 410 positiv beschieden. 

Türkei: Seit Putschversuch 50.000 Menschen inhaftiert
Die Türkei steht in der Kritik, weil die Regierung von Erdogan nach der Niederschlagung des Putschversuchs im Juli 2016 den Ausnahmezustand verhängt und „Säuberungen“ ausgerufen hatte. Seitdem wurden mehr als 50.000 Menschen inhaftiert, mehr als 150.000 Staatsbedienstete suspendiert oder entlassen. Die EU äußert sich besorgt über die Menschenrechtslage und kritisiert, die Türkei entferne sich von der Rechtsstaatlichkeit. Die Regierung in Ankara weist das regelmäßig zurück.

Deutsche Linke: „Türkei weder rechtsstaatlich noch demokratisch“
Die Vizevorsitzende der deutschen Linksfraktion, Sevim Dagdelen, kritisierte die Türkei-Politik der Bundesregierung. „Die hohe Schutzquote zeigt einmal mehr, dass die Türkei weder rechtsstaatlich noch demokratisch ist“, sagte Dagdelen. Es sei politisch „absolut unverantwortlich“, weitere Waffenlieferungen an die Türkei zu genehmigen. So würden neue Fluchtursachen geschaffen.

Pro Asyl: „Zahl der ankommenden Flüchtlinge äußerst gering“
„Die Zahl der ankommenden Flüchtlinge aus der Türkei ist gemessen an der Dramatik und Dimension der Menschenrechtsverletzungen äußerst gering“, sagte der Geschäftsführer der NGO Pro Asyl, Günter Burkhardt. „Pro Asyl geht davon aus, dass Oppositionelle, Kurden und Journalisten einem erheblichen Verfolgungsrisiko ausgesetzt sind und die geringe Zahl der Asylanträge sich durch eine polizeiliche und militärische Kooperation zwischen Europa und der Türkei erklären lässt“, so Burkhardt.

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