Leiche lag in Tonne

Tod nach Liebesspiel: Deutsche (61) angeklagt

Salzburg
15.02.2018 19:19

Als die Leiche des pensionierten Fliesenlegermeisters Ende Juni in seiner Garage in Mattsee entdeckt wurde, stand der Verdacht des Mordes im Raum. Doch einen Tötungsvorsatz sah selbst der Staatsanwalt nicht. Er klagte Silvia M.   wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang an. Für ihren Anwalt ist dies „nicht haltbar“.

2016 kam Silvia M., ausgebildete Krankenschwester und Mutter dreier Kinder, nach Österreich. Aus triftigem Grund: Die deutschen Behörden suchten sie, eine ausständige Haftstrafe hätte die gebürtige Berlinerin noch verbüßen müssen. 15 Vorstrafen scheinen in ihrem Register auf, beim Großteil handelt es sich um Vermögensdelikte wie  beispielsweise Betrügereien. Denn: Die Frau hatte mehrere Männer um die Nase geführt und in deren Namen Bestellungen gemacht. So auch bei jenen zwei Österreichern, mit denen sie ein Techtelmechtel hatte, bevor sie Heinz P. im Frühjahr 2017 kennenlernte. Sie zog rasch in das Haus von P. im Mattseer Ortsteil Aug. Von einer intensiven Liebesbeziehung ist auch in der nicht rechtskräftigen Anklage von Staatsanwalt Alexander Winkler die Rede: Liebesspiele standen bei dem älteren Paar scheinbar an der Tagesordnung.

Angeklagte: „Ich wollte ihn nicht töten, ich wollte nur, dass er schläft“

So auch an jenem schicksalshaften Sommertag Anfang Juni: Der lebensfrohe Pensionist wollte mal wieder, sie aber nicht. Daraufhin holte die Deutsche  ihre von der Hausärztin verschriebenen Schlaftabletten und löste sechs dieser „Halcion“-Tabletten laut Anklage in einer Flüssigkeit auf – unklar ist ob es sich um Wasser oder ein alkoholisches Getränk handelte. Dies  gab sie P. zu trinken – laut Staatsanwalt aber ohne ihm davon etwas zu sagen. Der Mann trank aus und wurde bewusstlos. Als M. später bemerkte, dass ihr Liebhaber nicht mehr atmete, beschloss sie dessen Tod geheim zu halten, erklärte Barbara Fischer, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. „Sie umwickelte daraufhin die Leiche mit Plastiksäcken, klebte diese mit Klebeband zu und hob diese in eine grüne Tonne.“ Die grüne Kunststoff-Tonne, die in der Garage stand, legte sie auf den Boden und schob den verpackten leblosen Körper P.s hinein. Dann ließ sie es sein:  Über drei Wochen lag die Leiche in der Tonne, verweste durch das warme Sommerwetter noch schneller als bei normalen Bedingungen. Am 29. Juni  rief die Ex-Frau von P. die Polizei – so kam der Fall auf. Einen Tag später kam Silvia M. in U-Haft, und sitzt dort bis heute. „Ich wollte ihn nicht töten, ich wollte nur, dass er schläft“, teilt sie den Ermittlern mit. Das dürfte auch das Motiv sein: Offensichtlich ärgerte sich M. über die Sex-Spiele.

Für Anwalt bestehen Zweifel: „Es gibt keine Todesursache“

Durch die Verabreichung der Pille „hielt sie  eine Gesundheitsschädigung für möglich“, betont Fischer. Daher lautet die Anklage auf Körperverletzung mit tödlichem Ausgang. Strafrahmen: 1 bis 15 Jahre Haft. Pflichtverteidiger Johann Eder spricht hingegen von einer „rein spekulativen“ Anschuldigung der Staatsanwaltschaft: „Es sind nur minimale Spuren vom Schlafmittel gefunden worden. Das heißt, dass der Wirkstoff zu Lebzeiten bereits abgebaut war. Selbst die Gerichtsmediziner reden auch nur von der Möglichkeit, also dass  nur unter bestimmten Umständen durch die Kombination mit Alkohol dies auch zum Tod führen kann.“ Fakt ist zumindest, dass bei der Obduktion keine Todesursache festgestellt werden konnte. Zu verwest war die Leiche, hieß es von der Gerichtsmedizin. Neben den Spuren des Schlafmittels konnte bei P. auch ein Alkoholgehalt von 0,82 Promille festgestellt werden. Laut dem pharmakologischen Gutachten verstärke Alkohol zudem die Wirkung der Pillen.

Betrugs-Vorwürfe: Angeklagte verkaufte Auto von Opfer

Staatsanwalt Winkler erhebt zudem weitere Vorwürfe: Störung der Totenruhe, schweren Diebstahl, gewerbsmäßig schweren Betrug, etc. Silvia M. hat nämlich laut Anklage nach dem Tod ihres Liebhabers dessen VW Passat verkauft und sein Smartphone für sich verwendet. Außerdem bestellte sie mit der Kreditkarte des verstorbenen Mattseers verschiedenste Produkte um mehrere Tausend Euro – gab sich offenbar sogar als Ehefrau von P. aus bzw.  fälschte ihren Namen.

Sechs Zeugen werden neben den drei Gutachtern beim Prozess aussagen. Vorsitzender ist Christoph Rother. Ein Termin steht noch nicht fest. Übrigens: Der Auslieferungsantrag der Deutschen ist laut Fischer nach wie vor aufrecht.

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