„Mit Gift impfen“

Nahostkonflikt: Ahed Tamimi als tragisches Symbol

Ausland
13.02.2018 16:49

Schon im Alter von elf Jahren ging Ahed Tamimi mit Fäusten auf israelische Soldaten los. Wegen mehrerer solcher Übergriffe muss sich die 17-Jährige jetzt vor einem Militärgericht verantworten. Die Minderjährige, die nach der Vertagung des Prozesses am Dienstag für einen weiteren Monat in Haft sitzt, gilt inzwischen vielen Palästinensern als eine Ikone im Kampf gegen die israelische Besatzung.

Für die einen ist sie eine Freiheitsheldin, die sich mit bloßen Händen der hochgerüsteten israelischen Besatzungsarmee entgegenstellt, manche sprechen sogar von einer Jeanne d'Arc aus dem Westjordanland. Für die anderen ist sie ein Hassobjekt, das im Gefängnis verrotten soll. Israels Bildungsminister Naftali Bennet, nie um deftige Worte verlegen, sagte mit Blick auf Ahed Tamimi und ihresgleichen, dass "die Frauen ihr Leben im Gefängnis beenden sollten".

Harte Worte, gerichtet unter anderem an die 17-jährige Palästinenserin, die im Dezember des Vorjahres auf israelische Soldaten eingeschlagen hatte. Nicht zum ersten Mal. Schon im Alter von elf Jahren war die blonde Palästinenserin mit den blauen Augen auf israelische Soldaten losgegangen, wie entsprechende Fotos belegen. Wegen all dieser Vorwürfe sitzt sie jetzt in der Nähe von Jerusalem im Gefängnis und muss sich vor einem Militärgericht verantworten.

Dort erschien sie am Dienstag in einer Häftlingsjacke, an Händen und Füßen gefesselt - der Prozess wurde aber schon nach wenigen Stunden vertagt. Nächster Verhandlungstermin, der dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird, ist der 11. März. Das UN-Menschenrechtsbüro hat Israels Behörden wegen des Falls kritisiert. Die EU äußerte sich besorgt wegen der Inhaftierung von Minderjährigen. Amnesty International forderte die sofortige Freilassung Tamimis.

In Wahrheit ist Ahed Tamimi eine tragische Figur, ein trauriges Symbol für die Verfahrenheit der politischen Situation und den Hass auf beiden Seiten, der eine Lösung des Nahostkonflikts mittlerweile unmöglich erscheinen lässt. In ihrer Familie ist man stolz auf die Tat einer Tante von Ahed, die im Jahr 2001 an einem Terroranschlag in Jerusalem beteiligt war, bei dem 15 Menschen ums Leben gekommen sind. Niemand in Aheds Familie sieht darin ein Verbrechen.

Und Aheds Vater sagt über seine Kinder sogar: "Man muss die Kleinen schon früh mit dem Gift impfen." Er meint das Gift des Hasses.

Immer mehr Menschen im Nahen Osten denken so. Auf beiden Seiten. Und deshalb hat sich der sogenannte Friedensprozess seit Jahren totgelaufen.

Kronen Zeitung

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