Aufregung in Tirol

Bar verpasst Strache und Hofer „Nazi-Lokalverbot“

Österreich
04.02.2018 16:27

Eine Musikbar im Tiroler Sölden sorgt derzeit für erhitzte Gemüter – aber nicht etwa mit der versprochenen Livemusik und guter Stimmung, sondern mit der Türpolitik. Für Nazis sei demnach kein Platz in dem Lokal, wie auf einem Plakat vor dem Eingang zu sehen ist. Das Problematische dabei: Neben zwei Hakenkreuzen ist darauf auch ein Bild von Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) durchgestrichen. Unter den Fotos steht: "Wir müssen draußen bleiben!" Der Betreiber der Bar sprach gegenüber krone.at von einer kurzfristigen "satirischen Aktion" eines Mitarbeiters.

Auf das "Nazi-Hausverbot" für die beiden FPÖ-Spitzenpolitiker aufmerksam geworden, empörte sich am Wochenende Markus Abwerzger auf Facebook darüber. Der Jurist sitzt für die FPÖ im Tiroler Landtag und ist Spitzenkandidat bei der Landtagswahl Ende Februar. Der FPÖ-Landesparteichef postete Bilder vom Lokal und dem Schild und schrieb dazu: "Erinnert mich an die dunkelsten Zeiten unserer Geschichte. Unfassbar!"

Das Facebook-Posting des FPÖ-Politikers wurde seit der Veröffentlichung am Samstag bereits Hunderte Male geteilt, wobei die Meinungen über das Lokalverbot auseinandergehen: Während manche den Wirt der Söldner Bar verteidigen, empören sich andere über das Lokalverbot.

"Die Linken fangen genau so an wie damals die Nazis. Wer ist jetzt der Böse? Für mich eindeutig die Linken, denn das sind die wahren Nazis", folgte eine Userin dem Gedankengang Abwerzgers. "Und nun stellen wir uns vor, ein Wirt würde ein Schild aufhängen, wo draufsteht 'kein Zutritt für Flüchtlinge'. Die Linken würden wieder durchdrehen und 'Diskriminierung' schreien", ist in einem weiteren Kommentar zu lesen.

"Heute schon ausreichend Frischluft eingeatmet? Vermutlich nicht", schrieb hingegen ein anderer User. "Ja, tut weh, wenn man nicht reingelassen wird. Aber wie heißt es so schön vonseiten der FPÖ? Der Wirt soll selbst entscheiden ...", heißt es scherzhaft in einem weiteren Kommentar.

"Vizekanzler und Minister unserer Regierung den Einlass zu verwehren, ist mies ... aber warum nicht?! ... nur, diese in die Nähe von Hakenkreuzen zu bringen, ist der Klärung bedürftig! Kann man das von der Justiz prüfen lassen?", kommentierte ein User den Beitrag etwas nüchterner.

Barbetreiber: "Plakat am nächsten Tag wieder abgenommen"
Der Betreiber der "Live Music Bar" in Sölden erklärte indes am Sonntagnachmittag gegenüber krone.at: "Das Ganze war eine satirische Aktion eines Mitarbeiters, der das Plakat am Abend aufgehängt hat. Ich ließ das Plakat an diesem Abend hängen und habe es am nächsten Tag wieder abgenommen." Zusatz: "Und die Herren Strache und Hofer würden wir natürlich jederzeit bewirten."

Nicht das erste Lokalverbot für Strache
Für Strache ist es nicht das erste Lokalverbot: So wollte ihn Rindfleisch-König Ewald Plachutta, mit dessen Tochter Daniela der FPÖ-Chef verheiratet war, nach dem Ende der Ehe nicht mehr in seinen Lokalen bewirten. Der damalige FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky schlug daraufhin in die gleiche Kerbe wie nun sein Tiroler Parteikollege Abwerzger. "Solche Ausgrenzungen gab es schon einmal in unseligen totalitären Zeiten", warnte Vilimsky in einer Presseaussendung.

Auch FPÖ-Minister Hofer ist nicht zum ersten Mal in einem Lokal unerwünscht: Ein Wiener Kaffeehaus hatte im Frühjahr 2016 mit einer Tafel an der Eingangstür für Wirbel gesorgt. Darauf hatte die Betreiberin mit Kreide folgenden Satz geschrieben, der sich an die Wählerschaft Hofers im Präsidentschaftswahlkampf richtete: "Wenn du bei diesen 35% dabei bist, geh doch BITTE einfach weiter. DANKE. #rightwingNOTwelcome". Für ihre polarisierende Botschaft erntete die Betreiberin sowohl Lob als auch Kritik. Allerdings waren auch teils gewalttätige Drohungen die Folge. "Ich habe die Folgen völlig unterschätzt", sagte die Kaffeehausbetreiberin damals im Interview mit krone.tv.

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