Linzerin im Interview

Rat einer Expertin: „Redet endlich mehr über Sex!“

Oberösterreich
02.02.2018 11:00

„Immer wieder klagen Frauen, dass er nicht weiß, was sie im Bett will. Dabei müssten sie es längst selbst herausfinden und es ihm dann erklären“, stellt Sexualberaterin Doris Kaiser aus Linz fest. Die „OÖ-Krone“ traf die Expertin, um knapp vor dem 14. Februar mit Tabus aufzuräumen und Tipps für den viel zitierten und medial gepushten Tag der Liebe zu bekommen.

Mit dem nahenden Valentinstag wird die Liebe und alles, was dazugehört, wieder öffentlich thematisiert. Die Linzer Sexualberaterin Doris Kaiser spricht im Interview mit der "Krone" über ihren besonderen Job, ihr Beratungsangebot und gibt Tipps für Liebende.

„Krone“:Frau Kaiser, in  nächster Zeit – rund um den Valentinstag am 14. Februar – sind   Liebe und   Sexualität wieder in aller Munde. Einerseits hat man das Gefühl, die offene Sexualität überflutet uns, andererseits gibt es viele Tabus.
Doris Kaiser: Einerseits ist die Sexualität omnipräsent. Es werden Bilder und Schönheitsideale geschaffen, die uns beeinflussen. Andererseits macht uns das Stress, genauso sein zu müssen, wie man es gezeigt bekommt.

„Krone“:
Wer kommt zu einer Sexualtherapeutin?
Doris Kaiser: Vorwiegend berate ich Frauen, auf sie bin ich spezialisiert. Zu mir kommen vorwiegend Damen jeden Alters, die ein Problem mit Sexualität haben – die etwa keine Lust haben, selten einen Orgasmus erleben können oder Schmerzen beim Liebesakt haben. Oft berate ich auch Paare gemeinsam, um ihnen zu helfen, wieder voll und ganz zueinander zu finden.

„Krone“: Ein großes Thema in Ihrer Arbeit ist ja auch die Selbstliebe der Frauen.
Doris Kaiser: Viele Frauen haben das Problem, sich selbst bzw. ihren Körper nicht zu mögen. Wer sich selbst nicht mag, der kann sich auch bei seinem Partner nicht gänzlich fallen lassen.

„Krone“: Wie schwierig ist es dabei, mit einer fremden Person über solch private, intime Themen zu sprechen?
Doris Kaiser: Das ist noch immer ein Tabuthema. Mit Mundpropaganda als Kunden-Werbung brauche ich in meinem Job nicht rechnen (lacht). Aber je offener man ist, desto leichter ist es. Doch meistens wird es nach einer Zeit wesentlich entspannter.

 

„Krone“: Bald ist Valentinstag –  und die Werbung suggeriert uns daher: Jetzt ist wieder Zeit für Vollgas-Romantik. Welche Rolle spielt sie?
Doris Kaiser: Romantik ist individuell und keineswegs nur Frauensache. Das kann man nicht verallgemeinern. Romantik kann auch sein, einmal einen Abend ohne Handy, Kinder, TV und Störungen zu verbringen. Das Wichtigste ist meiner Ansicht nach, Zeit miteinander zu verbringen.

„Krone“: Der Valentinstag ist ja so ein Datum, das von allen Seiten suggeriert, wir müssen jetzt erotisch, romantisch, verliebt und turtelnd sein.
Doris Kaiser: Man könnte diesen Tag als willkommenen Anlass nehmen, aber man muss nicht mit allen anderen mitschwimmen und Blumen schenken. Man kann auch mal gemeinsam darüber nachdenken, „wie gestalten wir diesen Tag eigentlich, was wollen wir?“. Es muss für beide passen. Wenn er den Valentinstag nicht mag, sie aber hohe Erwartungen hat, dann sind Enttäuschungen  vorprogrammiert.

 

„Krone“: Was schlagen Sie für diesen Tag aller Liebenden vor?
Doris Kaiser: Man könnte sich einmal zur Abwechslung  vornehmen, das Liebesleben wieder zu beleben. Man kann bei Geschenken in andere Richtungen denken und sich etwa ein erotisches Hörbuch oder ein Spiel schenken, um  sich lockerer mit dem Tabuthema zu beschäftigen und den Partner vielleicht wieder etwas besser kennenzulernen. 

"Krone": Wenn Sie Ihren Klienten solche Tipps geben, wie kommt das an?
Doris Kaiser: Viele stellen sich dann erstmals auch wieder Fragen, die nichts mit  Kindern, Haushalt oder Organisation zu tun haben. Körperkontakt fördert Bindung! Ich sage immer: Leute, lasst das Berühren nicht abkommen! Das schafft Nähe und  Leichtigkeit bei sexuellen Themen. Aber am allerwichtigsten: Redet endlich mehr über Sex! Wie soll der Partner wissen, was ich mag, wie soll die Partnerin wissen, wie oft ich mag, wenn wir nicht darüber sprechen?

„Krone“: Wie ist das, Sie als Expertin, haben Sie eigentlich das beste Liebesleben aller Oberösterreicherinnen durch Ihr großes Fachwissen?
Doris Kaiser: (Lacht) Natürlich! Selbstverständlich, was glauben Sie? Nein im Ernst: Ich bin natürlich schon sehr reflektiert, aber bemühen muss sich jeder.  Dass die Liebe und die Sexualität funktionieren, bedarf des Wollens zweier Menschen!

Sabine Kronberger, Kronen Zeitung

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