Offener Brief

Wienwert-Chef entschuldigt sich bei Anlegern

Österreich
21.01.2018 14:47

Der Vorstand der WW Holding AG und des Tochterunternehmens Wienwert AG, Stefan Gruze, hat sich in einem offenen Brief an die rund 900 Anleger gewandt, die noch 35 Millionen Euro an ausstehenden Anleihen der Immobilienfirma besitzen. "Der Vorstand der Gesellschaft entschuldigt sich bei Ihnen mit dem Ausdruck größten Bedauerns", schreibt Gruze in dem am Sonntag veröffentlichten Schreiben.

"Die Problemstellungen aus der Vergangenheit" habe man nicht lösen können, so der Firmenchef. Gruze hatte im April 2016 die Unternehmensführung von den beiden Wienwert-Gründern Wolfgang Sedelmayer und Nikos Bakir, welche die Gesellschaft im Jahr 2010 gegründet hatten, übernommen.

Wie bereits berichtet, will der Vorstand der WW Holding AG in den kommenden Tagen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Handelsgericht Wien einbringen. Gruze rechnet "mit einem Verlust in sehr hohem Ausmaß". "Tatsache ist, dass Sie im schlechtesten Fall mit einem Totalverlust rechnen müssen", heißt es im offenen Brief.

Die Tochter Wienwert AG ist von der Insolvenz laut Unternehmensangaben nicht betroffen. "Zuallererst möchten wir dezidiert festhalten, dass das Insolvenzverfahren nur die WW Holding AG - also die "alte" Wienwert - und nicht die neue Tochtergesellschaft Wienwert AG sowie insbesondere nicht die Investoren der letzten beiden WIENWERT-Unternehmensanleihen betrifft", betonte Gruze. Aus rechtlichen Gründen könne er im Moment keine genaueren Angaben machen, sagte Gruze zur APA. Ziel sei, das bestmögliche Verwertungsergebnis im strukturierten Verkaufsverfahren für die neue Tochtergesellschaft Wienwert AG zu erzielen.

Wienwert war bis März 2016 auf Vorsorgewohnungen im Wiener Altbau spezialisiert und hat den Unternehmensfokus seitdem auf den Mietwohnbau verlegt. Wienwert verkaufte den Immobilien-Altbestand an den Unternehmer Klemens Hallmann und einen weiteren Investor für eine ungenannte Summe und verbuchte deswegen Abschreibungen in zweistelliger Millionenhöhe. Die Immobiliengesellschaft erregte in der Vergangenheit Aufsehen durch teilweise hohe Zinsen für ihre Anleihen. Viele der Wienwert-Anleihen wurden mit Mindestzeichnungssummen von 50.000 oder 100.000 Euro und vergleichsweise hoher Verzinsungen angeboten.

Die Wienwert Gruppe hatte sich im Rahmen der Restrukturierung auch eine neue Struktur gegeben. Die Wienwert AG wurde in Wienwert Holding AG, später WW Holding, umbenannt, wo das negative Eigenkapital und die Anleihengläubiger verbleiben. Zusätzlich wurde per 1. Jänner 2017 eine Tochter Wienwert AG "neu" gegründet, die mit fünf Millionen Euro Stammkapital ausgestattet wurde. Die Wienwert AG soll laut Gruze im Rahmen eines strukturierten Verkaufsverfahrens im Insolvenzverfahren der WW Holding AG verkauft werden.

FMA geht von bis zu 40 Millionen Euro Schaden aus
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hatte kürzlich den Schaden für die Käufer von Wienwert-Anleihen mit bis zu 40 Mio. Euro beziffert. KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner geht davon aus, dass die Insolvenz bei Kleinanlegern zu einem Schaden von fünf bis zehn Millionen Euro führen wird. Genauer lasse sich das schwer einschätzen, weil das Volumen der zum Handel zugelassenen Anleihen nur schwer einschätzbar sei, sagte Kantner am Donnerstag.

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