Immer mehr Sozialfälle

Jeder fünfte Wiener ist akut von Armut bedroht

Österreich
16.01.2018 15:00

Diese Frage dominiert derzeit den politischen Alltag – und es ist der größte Streitpunkt zwischen alter und neuer Regierung: Wie wird der Staat unter der türkis-blauen Führung künftig mit armen Österreichern umgehen? Wie "Krone"-Leser wissen, steht eine komplette Streichung der Notstandshilfe im Raum. Details sind noch nicht fix, aber schon jetzt ist klar, dass eine noch größere Armut in unserem Land droht.

Österreichs Politik und viele Sozialvereine blicken in diesen Tagen intensiv nach Deutschland: Dort gibt es für Arbeitslose das sogenannte Hartz-IV-Modell – und jetzt wird auch bei uns immer lauter darüber nachgedacht, diese Form der Sozialhilfe in Österreich einzuführen.

"Notstandshilfe-Streichung würde bis zu 160.000 Menschen in Armut treiben"
Die renommierte Arbeitsmarktexpertin Judith Pühringer warnt davor, dass durch das neue Modell die Zahl der armutsgefährdeten Personen geradezu explodieren würde: "Die ersatzlose Streichung der Notstandshilfe, sozusagen Hartz IV auf Österreichisch, würde bis zu 160.000 Menschen in die Armut treiben. Das kann niemand wollen."

Quote in Deutschland geradezu explodiert
Aussagekräftig ist dafür die langjährige Betrachtung der Eurostat-Daten. Während in unserem Land die Quote der armutsgefährdeten Arbeitslosen seit 2005 von 45,5 Prozent auf 47 Prozent im Jahr 2016 gestiegen ist, ist sie in Deutschland seit der Einführung von Hartz IV geradezu explodiert – und zwar von 41 Prozent im Jahr 2005 auf 71 Prozent im Jahr 2016.

In Österreich gibt es 1,542.000 Millionen Betroffene
Und so stellt sich die Situation in Österreich dar: Obwohl unser Land zu den reichsten der Welt gehört, sind laut offiziellen statistischen Berechnungen nicht weniger als 1,542.000 Millionen Menschen armutsgefährdet. Laut Bericht der Statistik Austria wird das etwa anhand dieser Faktoren bemessen: Es ist nicht möglich, abgetragene Kleidung durch neue zu ersetzen, in den eigenen vier Wänden ist kein Internetanschluss vorhanden, es ist nicht möglich, sich zumindest einmal im Monat mit Freunden oder Verwandten zu treffen, zudem hat die Person so wenig Geld zur Verfügung, dass im Monat nicht einmal 15 Euro gespart werden können. Weiteres "Kriterium": das regelmäßige Ausüben von Freizeitaktivitäten.

Kurz: "Es wird keine Einführung von Hartz IV geben"
Ein Blick über das ganze Land zeigt: Mit einer Quote von 19,8 Prozent ist in Wien jeder Fünfte in der Armutsfalle. Den "besten" Wert haben Niederösterreich (9,7), Salzburg (10,3) und Kärnten, wo mit 10,7 Prozent jeder Zehnte betroffen ist. Trotz Bedenken stellt Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) aber klar: "Es wird keine Einführung von Hartz IV geben, und dabei bleibt es auch."

Kronen Zeitung

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